VON OLIVER GRISS

Wenn der TSV 1860 außerhalb der Spieltags-Berichterstattung mal wieder Sendezeit im Fernsehen bekommt, dann geht es nicht selten um die schräge Vereinspolitik. Zu verfahren ist seit dem Zwangsabstieg 2017 die Situation an der Grünwalder Straße 114 - und dementsprechend hat der BR in seiner Kultsendung "Blickpunkt Sport" die Gemengelange sehr treffend beschrieben. Es kamen u.a. der ehemalige Vize-Präsident Peter Helfer und auch zwei Fans zu Wort, die dem Klub nur eines wünschen: Den Abgang von Präsident Robert Reisinger.

Und Moderator Markus Othmer stellte im Sechs-Augen-Gespräch mit dem 1860-Geschäftsführer-Doppel Dr. Christian Werner und Oliver Mueller am späten Sonntagabend gute und wichtige Fragen. Die Antworten fielen allerdings eher mau aus. Der Mehrwert? Schwierig! Man spürte förmlich vor dem TV-Gerät, wie die beiden Löwen-Bosse den kritischen Fragen immer wieder auswichen - ähnlich wie wenn Julian Guttau zum Dribbling im Grünwalder Stadion ansetzt und die Gegenspieler mit großer Dynamik umkurvt.

Othmer, der übrigens kein Bayern-Fan, sondern bekennender Club-Anhänger ist, ist ein Journalist der alten Schule. Er trifft immer wieder den Kern und legt den Finger in die Wunde. Er scheut es nicht, unangenehme Fragen zu stellen, was heutzutage eher eine Seltenheit in der deutschen Presse-Landschaft ist. Legendär ist auch sein Interview mit Präsident Reisinger im Jahr 2019, als er u.a. den Unternehmensberater mit dem Konsolidierungskurs konfrontierte und davon sprach, dass dieser wohl 80 Jahre dauern wird…

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Und wie es bei 1860 München eben so ist: Nicht allen hat der Beitrag und die Rolle von Othmer als Interviewer gefallen. Aber so ist das, wenn nicht der Giesinger Sprech verwendet wird. Ähnlich war das schon zu beobachten, als die Abendzeitung am vergangenen Freitag ein exklusives und meinungsstarkes Interview mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik veröffentlicht hat. Im Netz wird die “AZ” inzwischen als “Hauspostille” des Jordaniers gebrandmarkt - das sind aber noch die harmlosesten Vorwürfe. Aber mit Fakten ist das eben so eine Sache bei 1860, wenn’s nicht in die eigene Politik passt - und genau das macht das Klima an der Grünwalder Straße 114 so gefährlich.

Was immer wieder aus einem gewissen Kreis praktiziert wird: Wenn der jeweilige Bericht oder Statement sich nicht mit der eigenen Ideologie deckt, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt: Entweder werden die jeweiligen Reporter direkt angeschrieben oder es wird versucht, diese bei den jeweiligen Vorgesetzten zu diskreditieren. Das ist ein bewährtes (langjähriges) Spiel seit 2017 - und wird uns von unterschiedlichen Betroffenen bestätigt.

Der BR hat sich am Montag auf seiner Instagram-Seite am Montagmorgen positioniert: “Liebe Löwen-Gemeinde, vorneweg: wir haben am Sonntag versucht, in Blickpunkt Sport die Situation beim TSV 1860 München und die der beiden Geschäftsführer in ihrer neuen Rolle journalistisch und objektiv darzustellen. Unsere Berichterstattung hat sich stets um diese Standards gedreht und wird auch zukünftig nach diesen Maßstäben stattfinden. Deshalb verwehren wir uns gegen Vorwürfe, wir würden ‘Stimmung’ in die eine oder andere Richtung machen - auch wenn das der ein oder andere so wahrgenommen haben sollte. Wir wünschen dem TSV 1860 München grundsätzlich den maximalen Erfolg - auf und neben dem Platz.”

db24 meint: 1860 braucht weiter kritischen Journalismus. Sieben Jahre Dahinsiechen ist endgültig genug. Der Klub ist meilenweit von seinem eigentlichen Potential entfernt - und das liegt auch an dem Führungsstil von Präsident Reisinger und dem Wirken des Verwaltungsrats. Das Aus von Hans Sitzberger ist das jüngste Beispiel.

Wer den Blickpunkt Sport zum Themen-Schwerpunkt 1860 verpasst hat, kann sich bei der ARD-Mediathek bedienen. HIER geht’s zum Link.