VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Als Trainer des TSV 1860 hat man es nicht leicht: Daniel Bierofka, Michael Köllner und auch Maurizio Jacobacci wurden in einen Machtkampf an der Grünwalder Straße 114 verwickelt, obwohl sie eigentlich nur eines wollten: Erfolg mit den Löwen.

Agis Giannikis, der neue Giesinger Übungsleiter, will sich aus allem heraushalten - und meinte vergangene Woche in einer Presserunde, dass es “natürlich wünschenswert” sei, wenn die Stammkräfte, deren Verträge zum 30. Juni auslaufen, gehalten werden könnten. Insgesamt enden 18 (!) Arbeitsverträge, darunter Jesper Verlaat, Mansour Ouro-Tagba, Tim Rieder, Fabian Greilinger, Manni Starke oder Fynn Lakenmacher. Und Abdenego Nankishi (Bremen) und Kilian Ludewig (Salzburg) müssen - Stand jetzt - wieder zurück zu ihren Klubs. Auch die Verträge von Co-Trainer Franz Hübl und Torwarttrainer Harry Huber enden zum 30. Juni.

Gleichzeitig sagte Giannikis aber auch: “Im Hintergrund muss gearbeitet werden, das ist die Sache von Christian Werner, der an der Budgetierung arbeitet.” Das aufgestellte Budget von 4,5 Millionen Euro ist mehr oder weniger ausgeschöpft, heißt es in der Geschäftsstelle. Werner selbst hatte bei seinem “Blickpunkt Sport”-Auftritt gesagt: “Ich bin am Ende des Tages auch dafür verpflichtet worden, dass ich mit jedem Budget arbeiten kann. Ich glaube, es ist natürlich eine Herausforderung, aber das ist mit Sicherheit auch eine der Fähigkeiten, die ich mitbringe, dass wir uns in jedem finanziellen Rahmen auch gut aufstellen werden.” Ob Werner diese Aussage schon bereut?

Ein Déjà-vu wie in der Vorsaison wird immer wahrscheinlicher. Dabei wollte Präsident Robert Reisinger das Etat-Gezerre in diesem Jahr frühzeitig erledigt haben. Was aber - wie erwartet - faktisch nicht funktioniert: Die HAM-Seite geht den alten Reisinger-Spruch (“Nicht mehr Ausgaben als Einnahmen”) voll mit. Durch den neu ausgelösten Machtkampf in den Gremien ist nicht davon auszugehen, dass die mit 50+1 durchgesetzte Geschäftsführung “Einstiegsgeschenke” bekommt, zumal der kaufmännische Geschäftsführer Oliver Mueller sehr selbstbewusst bei Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik aufgetreten sein soll.

Rückblick: Im Mai 2023 konnten die Löwen Yannick Deichmann, Marius Wörl und Marcel Bär nicht halten - weil das Budget bereits erschöpft war und man den Spielern keine angemessenen Angebote machen konnte. Selbes Szenario droht den Löwen nun erneut, dass sie wiederholt ihre besten Spieler verlieren und das obwohl die Giannikis-Löwen durchaus für neue Lust sorgen.

Ein hausgemachtes Problem.

Wie kann diese Baustelle gelöst werden? Von der HAM-Seite hört man, dass man die Mitgliederversammlung im Juni abwarten wolle, wie sich die Machtverhältnisse bei 1860 entwickeln. Mit Präsident Robert Reisinger und dem aktuellen investoren-kritischen Verwaltungsrat (u.a. Sascha Königsberg, Nicolai Walch, Sebastian Seeböck) scheint es jedenfalls keine Zusammenarbeit mehr zu geben - dazu ist in den vergangenen Jahren zu viel vorgefallen.

Die Frage ist: Wird damit auch Trainer Agis Giannikis, der übrigens schon nach dem Köllner-Aus 2023 am Verhandlungstisch saß, müde gemacht? Auch er braucht eine Perspektive.