VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Insider des TSV 1860 werden schmunzeln, wenn sie die neue sehr einseitige Reportage von Tim Jürgens, dem stellvertretenden Chefredakteur des “11Freunde”-Magazins, lesen. Auf der einen Seite der böse Hasan Ismaik, der angeblich an der X-Box die Löwen spielt und keinen Erfolg will; und auf der anderen Seite die ehrenamtlichen Könige des e.V., die freilich nur das beste für den Profifußball wollen. Obwohl der Verein die 50+1-Regel in der Hand hält, gibt es ein entscheidendes Problem: Der Altmeister von 1966 spielt eine ganz schlechte Rolle in der Dritten Liga - Platz 14. Ismaik wird dafür (wieder einmal) verantwortlich gemacht.

Die “AZ” hat jetzt den ehemaligen Vize-Präsidenten Hans Sitzberger zum exklusiven Interview getroffen - und der 71-jährige Unternehmer spricht ganz offen über die Demütigung, die er in den letzten Monaten erfahren hat. Ausgerechnet einen Tag vor Ablauf der Anmeldefrist für die Verwaltungsrats-Kandidaten packt Sitzberger aus - und das in einer Härte, die die Wände an der Grünwalder Straße 114 wackeln lassen. “Ich glaube, es ist wichtig, auf manche Dinge ein wenig Licht zu werfen, damit die Mitglieder die Chance haben, sich vor der Versammlung im Juni eine informierte und faktenbasierte Meinung zu bilden. Ich habe, wie man in diesen schwierigen Wochen ja auch gesehen hat, den Vorteil, dass ich meine Sicht der Dinge auf der Vereinsseite als quasi gültige Wahrheit veröffentlichen kann und ich merke in persönlichen Gesprächen einfach oft, dass viele Fans und Mitglieder frustriert darüber sind, dass ihnen Informationen fehlen, dass sie nicht Bescheid wissen und durch schwammige Formulierungen im Dunklen tappen. Das macht sie skeptisch und ist, wie ich finde, auch nicht ganz fair.”

Wem vertrauen Sie mehr: Ex-Vize Hans Sitzberger oder Robert Reisinger/dem Verwaltungsrat?

Umfrage endete am 02.04.2024 21:00 Uhr
Sitzberger
78% (2638)
Ich vertraue keiner der beiden Seiten.
13% (451)
Reisinger/Verwaltungsrat
8% (274)

Teilnehmer: 3363

Warum hat sich der Verwaltungsrat gegen Sitzberger gestellt? “Die Zusammenarbeit im Präsidium war in den letzten acht Monaten meiner Amtszeit nicht nur schwierig, sie war quasi nicht vorhanden. Es gab keine Jour Fixes mehr, es gab keine Kommunikation, keinen Informationsfluss, keine Abstimmung. Wir haben mehrfach versucht, über Aussprachen wieder zueinanderzufinden, doch leider erfolglos. Gleich beim ersten Termin endete die Aussprache damit, dass der Präsident nach wenigen Sekunden laut wurde und den Raum verließ”, beschreibt der Reinigungsunternehmer den schwierigen Umgang mit Ober-Löwe Reisinger. Sitzberger ist übrigens nicht der einzige, der solche Erfahrungen mit dem erfolgreichen Unternehmensberater gemacht hat.

Sitzberger wird aber noch konkreter: “Ich wurde in dieser Zeit viel gedemütigt, ich wurde angeschrien, ich wurde beschimpft und beleidigt, sowohl persönlich als auch schriftlich in WhatsApp-Nachrichten oder per Email, ich wurde am Telefon gesperrt, der Präsident ist aus unseren für die Kommunikation genutzten Gruppen ausgetreten. Ich wurde vor der Mitgliederversammlung im letzten Jahr regelrecht erpresst von unerfüllbaren Forderungen des Präsidenten an Heinz und mich und bis kurz vor der Versammlung wussten wir nicht einmal, ob der Präsident erscheinen wird. Unsere Vereinsmanagerin Viola Oberländer, Heinz und ich haben uns auf ein Szenario der Mitgliederversammlung ohne Präsidenten vorbereitet.”

Starke Vorwürfe gegen den obersten Amtsinhaber des TSV 1860 - Sitzberger begründet dies: “Ich war nie zuvor in meinem Leben mit einem so willkürlichen und destruktiven Verhalten konfrontiert und habe mich oft hilflos gefühlt. Der Präsident hat sich dann plötzlich zurückgezogen, drohte und kündigte über die Zeit hinweg immer und immer wieder seinen Rücktritt an, war über Wochen und Monate für uns nicht greifbar und hat die Geschäfte in dieser Zeit wegen beruflichen Verpflichtungen an Heinz und mich übertragen. Wir beide haben die Geschäfte dann in Robert Reisingers Abwesenheit etwa zweieinhalb Monate nach bestem Wissen und Gewissen gemeinsam geführt und alle notwendigen Entscheidungen gemeinsam getroffen.” Reisinger war genau in der wichtigsten Zeit der Löwen abgetaucht, als es darum ging, den Klub zukunftsfähig aufzustellen.

Als das Verhältnis mit Reisinger kaputt war, schaltete sich der Verwaltungsrat ein - aber nicht zum Vorteil von Sitzberger: “Der Verwaltungsrat, der ja laut Satzung das Kontrollgremium des Präsidiums ist, hatte zu all diesen Ereignissen eine sehr vorgefertigte Meinung und die war, dass ich all das und das Verhalten des Präsidenten entweder so hinnehmen oder eben zurücktreten kann. Der Verwaltungsrat steht bedingungslos hinter dem Präsidenten, sogar wenn er seinen Vizepräsidenten mobbt, weil der eine eigene Meinung hat. Da ich mich nicht so leicht unterkriegen lasse, vor allem nicht, wenn es um meinen Verein geht, bin ich erst einmal nicht zurückgetreten. Erst dann kamen plötzlich die Vorwürfe des Verwaltungsrates gegen mich hoch.”

Das komplette Sitzberger-Interview gibt es HIER!