VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Neun Plätze sind im mächtigen Verwaltungsrat auf der 1860-Mitgliederversammlung (wahrscheinlich am 16. Juni) zu vergeben - und die Frage ist vor dem Ablauf der Frist heute um 23.59 Uhr: Welche Löwen kandidieren - und wieviele Bewerber sind letztlich im Topf?

Aus dem e.V.-Umfeld heißt es nach db24-Informationen, dass der aktuelle Verwaltungsrat bis auf eine oder zwei Ausnahmen wieder komplett antreten will - also als Gruppe. Unternehmer Norbert Steppe, der den Hardliner-Kurs unterstützt, ist bereits ausgeschieden. Er ist neuer Vize-Präsident von Robert Reisinger. Bleiben aktuell noch acht Räte.

Das Gremien um Sascha Königsberg, Nicolai Walch, Sebastian Seeböck, Markus Drees & Co. ist zuletzt in die Schlagzeilen geraten. Das Gremium empfahl im schmutzigen Machtkampf an der Grünwalder Straße 114 die Abwahl von Hans Sitzberger als Vize-Präsident. Weil der 71-Jährige u.a. von seinen Löwen finanziellen Schaden abwenden wollte, trat er zurück. Eine MV im Zenith kostet mehrere 10.000 Euro. Wie schwer die Zeit mit Reisinger wirklich war, offenbarte Sitzberger jetzt in einem lesenswerten Interview in der Abendzeitung.

Wem vertrauen Sie mehr: Ex-Vize Hans Sitzberger oder Robert Reisinger/dem Verwaltungsrat?

Umfrage endete am 02.04.2024 21:00 Uhr
Sitzberger
78% (2638)
Ich vertraue keiner der beiden Seiten.
13% (451)
Reisinger/Verwaltungsrat
8% (274)

Teilnehmer: 3363

Der Vorwurf: “Die Zusammenarbeit im Präsidium war in den letzten acht Monaten meiner Amtszeit nicht nur schwierig, sie war quasi nicht vorhanden. Es gab keine Jour Fixes mehr, es gab keine Kommunikation, keinen Informationsfluss, keine Abstimmung. Wir haben mehrfach versucht, über Aussprachen wieder zueinanderzufinden, doch leider erfolglos. Gleich beim ersten Termin endete die Aussprache damit, dass der Präsident nach wenigen Sekunden laut wurde und den Raum verließ. Ich wurde in dieser Zeit viel gedemütigt, ich wurde angeschrien, ich wurde beschimpft und beleidigt, sowohl persönlich als auch schriftlich in WhatsApp-Nachrichten oder per Email, ich wurde am Telefon gesperrt, der Präsident ist aus unseren für die Kommunikation genutzten Gruppen ausgetreten.”

Öffnet diese Politik den Löwen-Mitgliedern endlich die Augen?

Auch den Verwaltungsrat nimmt Sitzberger wiederholt in den Fokus: “Der Verwaltungsrat, der ja laut Satzung das Kontrollgremium des Präsidiums ist, hatte zu all diesen Ereignissen eine sehr vorgefertigte Meinung und die war, dass ich all das und das Verhalten des Präsidenten entweder so hinnehmen oder eben zurücktreten kann. Der Verwaltungsrat steht bedingungslos hinter dem Präsidenten, sogar wenn er seinen Vizepräsidenten mobbt, weil der eine eigene Meinung hat.”

Und genau das ist nicht gefragt bei 1860 München - das Motto: “Wer nicht meine Meinung hat, ist gegen mich!” Eine hochexplosive Konstellation an der Grünwalder Straße 114. Sitzberger wurde plötzlich der Ismaik-Seite zugeordnet - obwohl der Reinigungsunternehmer nach db24-Informationen bis heute keinen Kontakt nach Abu Dhabi hält.

Die Frage ist: Wer stellt sich gegen die aktuelle wenig förderliche Politik, die den Klub seit Jahren in einen lähmenden Zustand versetzt? Im Hintergrund positionieren sich diverse Kandidaten, kokettieren mit ihrer Bewerbung - auch aus dem Umfeld der “Unternehmer für Sechzig” will der ein oder andere kandidieren. Bislang ist jedoch nur bekannt, dass Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris und Alexander Hofmann für den Verwaltungsrat kandidieren werden. Professor Klaus Lutz, früherer BayWa-Boss, ist eine der Wunschoptionen vieler Löwen-Fans. Er könnte den Klub in eine bessere Zeit führen.

Klar ist: Je mehr neutrale Löwen in das Kontrollgremium des Vereins gewählt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Reisinger im Juni das Vertrauen entzogen wird und 1860 einen echten Neuanfang starten kann.

Ist es die letzte Chance für ein gemeinschaftliches Sechzig?