Reisingers Rat: "Verwaltungsrat das falsche Gremium für Leute, die am Rad des Profifußballs drehen wollen"
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 28.03.2024 14:14
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Kritischen Fragen von db24 ist Robert Reisinger bei der Einstands-PK von Geschäftsführer Oliver Mueller vor rund zwei Monaten aus dem Weg gegangen.Dafür spricht der erfolgreiche Unternehmensberater jetzt beim e.V.-treuen Fanportal Sechzger.de - Reisinger kann nicht verstehen, dass sich Mitglieder für den Profifußball einsetzen, dem Flagschiff des TSV 1860, aber gleichzeitig für den Verwaltungsrat kandidieren. “Jedes Mitglied hat das Recht zu kandidieren oder Wahlvorschläge zu machen. Wie sinnvoll eine Kandidatur für den Verein ist, kommt in meinen Augen auf den Einzelfall an”, erklärte der 60-Jährige und schiebt nach: “Sponsoren im Profifußball verfolgen legitime wirtschaftliche Interessen, die aber in der Sache und im zeitlichen Horizont nicht unbedingt mit den Zielen des gemeinnützigen Muttervereins übereinstimmen müssen. Das sind einfach unterschiedliche Rollen. Ich würde es deshalb begrüßen, wenn Sponsoren aus dem Profifußball sich mittelfristig an der KGaA als weitere Gesellschafter beteiligen und deren Vertreter dann im Aufsichtsrat der Profifußball-Gesellschaft Platz nehmen.”
Bangt Reisinger um seinen Machterhalt bei 1860?
Klar ist: Wird sich der Verwaltungsrat anders aufstellen und damit ein anderer Umgang an der Grünwalder Straße 114 möglich sein, droht Reisinger das Aus. Seit sieben Jahren entwickelt sich der Löwe unter Reisinger immer mehr zu einem unbedeutenden Stadtteil-Klub, der in dieser Saison gegen den Abstieg in die Regionalliga Bayern kämpft. Der aktuelle Verwaltungsrat steht zu 100 Prozent hinter dem Präsidenten.
Reisinger sieht die Kandidaturen der Profifußball-Freunde für den VR für das falsche Signal: “Der Verwaltungsrat des gemeinnützigen Vereins ist das falsche Gremium für Leute, die eigentlich am Rad des Profifußballs drehen wollen. Ein Gegenbeispiel sind bei uns die Unternehmer für Sechzig, bei ihnen ist ein klarer Bezug zum gemeinnützigen Mehrspartenverein erkennbar. Lässt sich jemand als ehrenamtlicher Funktionär in ein Amt des e. V. wählen, müssen die Gewählten dort voll und ganz die Interessen des gemeinnützigen Vereins vertreten können und auch wollen. Bestehen mögliche Zweifel ob der persönlichen Interessenlage oder ein Loyalitätskonflikt, sollte ein solches Amt gar nicht erst angestrebt werden.”
Ist der Reisinger-Kurs gescheitert?
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Über das neue Bündnis um den früheren BayWa-Boss Klaus Lutz sagt Reisinger: “Das Bündnis Zukunft 1860 hat meiner Beobachtung nach mehrere Phasen durchlaufen und sich dabei auch einer Metamorphose unterzogen. Mir wurde das Projekt ursprünglich noch anders angekündigt. Deshalb ist es für mich schwer greifbar. Auch wenn zuletzt der etwas unglückliche Eindruck entstanden ist, dass es sich um ein Wahlkampfvehikel für die kommende Verwaltungsratswahl handelt, sehe ich die Initiative weiterhin grundsätzlich positiv.”
Lutz, heute IHK-Präsident, gilt als große Nummer in der deutschen Wirtschaft. Bei 1860 haben die aktuellen Funktionäre nicht ansatzweise eine Vita wie der 65-jährige Langzeit-Löwe vorzuweisen. Wo ist also das Problem?