VON OLIVER GRISS

Ob sich die beiden konkurrierenden Fanshops innerhalb des Klubs schon Gedanken darüber gemacht haben, wie man den Slogan "Dino der Dritten Liga" vermarkten kann? Demnächst kann der TSV 1860 diesen Titel vermutlich für sich alleine in Anspruch nehmen - dann nämlich, wenn der Hallesche FC tatsächlich den Weg in die Regionalliga antreten und sich ein weiterer Ost-Klub aus der ersten DFB-Liga verabschieden muss. Es ist ein Titel, den eigentlich keiner so recht will.

Keine Mannschaft ist dann länger ununterbrochen in der Dritten Liga unterwegs als der TSV 1860 - insgesamt sechs Jahre, die allein in dieser Zeit für mittelmässigen Fußball zwischen 25 und 30 Millionen Euro verschlungen hat. Und darin sind die Kosten für Stadion, Infrastruktur und Geschäftsstelle noch gar nicht eingerechnet. Investitionen freilich ohne irgendetwas zerrissen zu haben. Immerhin durften die Löwen zweimal ein bisschen hinschnuppern, wurden jeweils Vierter. Einmal wurde sogar auf der Dachterrasse des Löwen-Stüberls nach dem letzten Saisonspiel der undankbare vierte Platz gefeiert. Inzwischen sind die Blauen in der ewigen Drittliga-Tabelle auf Rang 16 vorgerückt.

Die Löwen kennen das Spiel mit dem Dino, schließlich waren sie vor dem Zwangsabstieg 2017 auch der Dino der Zweiten Liga - insgesamt 13 Jahre lang. Immer wieder versuchten die Münchner aufzusteigen - mit großen Trainer-Namen wie Ewald Lienen, Benno Möhlmann oder Friedhelm Funkel. Als letzter versuchte sich in der Zweitklassigkeit der Portugiese Vitor Pereira. Alle scheiterten. Der chronische Misserfolg wurde auf die Allianz Arena geschoben, auf die schlechte Stimmung und das Desinteresse der Fans fernab von Giesing.

Wie sich die Geschichte wiederholt: Nach sechs Jahren in der Drittklassigkeit ist der TSV 1860 weiter auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Bis heute hat man das Gefühl, dass die Löwen diese Spielklasse nicht richtig angenommen haben. Das Personal wird immer wieder fleißig ausgetauscht. Mal sind die Trainer schuld, dann die vom e.V. eingesetzte Geschäftsführung. Und wenn die Stimmung gefährlich ist, dann wird wieder der Fokus auf Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik gerichtet. Und diejenigen, die in erster Linie die Politik an der Grünwalder Straße 114 fahren, entziehen sich wie selbstverständlich der Verantwortung.

In dieser Saison wird Trainer Agis Giannikis den TSV 1860 retten. Seine besonnene Art tut dem Klub aktuell gut - doch was kommt ab Sommer? Die Voraussetzungen sind alles andere als günstig, aber wer weiß: Die beiden Geschäftsführer Oliver Mueller und Dr. Christian Werner laden nächsten Dienstag zur Veranstaltung “Der neue Biss der Löwen” in die VIP-Alm.