VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Es gab beim 1:1 der Löwen gegen Saarbrücken drei knifflige Situationen zu lösen - bei zwei von drei Situationen lag Schiedsrichterin Fabienne Michel falsch. Der frühere Fifa-Referee Babak Rafati geht bei seiner Analyse für das Online-Portal liga3-online.de jedoch nur auf zwei ein. Das Strafraum-Foul von Leroy Kwadwo gegen Stehle blendet der Experte aus.

Szene 1: Marcel Gaus attackiert 1860-Rechtsverteidiger Kilian Ludewig in der 25. Minute an der Strafraumgrenze rotverdächtig, Schiedsrichter Fabienne Michel lässt weiterspielen - dazu Rafati: “Gaus verfolgt Ludewig, grätscht dann mit dem linken Fuß zum Ball und spielt zwar auch das Spielgerät, allerdings wird auch das linke Bein von Ludewig derartig schwerwiegend getroffen, dass er sich am Knie verletzt und anschließend ausgewechselt werden muss. Auch mit dem rechten Bein trifft Gaus seinen Gegenspieler Ludewig, was auch nochmal an sich ein Foulspiel darstellt. Somit liegen in der Summe zwei Foulspiele vor, wobei das zweite Foulspiel nicht so gravierend ist, wie das erste. Die erste Attacke wäre von der Schiedsrichterin besser bewertbar gewesen, wenn sie näher zum Geschehen gestanden hätte. Aber durch die weite Distanz zum Geschehen fehlt die Schärfe des Blickes, sodass die Szene leider durchrutscht. Wenn man das Fernsehbild und dabei das Verdrehen des Beines sieht, das die Knieverletzung verursacht, kann es neben einem Freistoß nur die rote Karte geben. Hier wird die Gefährdung der Gesundheit des Gegenspielers billigend in Kauf genommen. Eine Fehlentscheidung, das Vergehen überhaupt nicht abzupfeifen und einen Freistoß zu geben. Die erforderliche rote Karte, aufgrund des Trefferbildes, ist auf dem Platz schon schwieriger erkennbar.”

Szene 2: Leroy Kwadwo foult kurz vor der Pause Stehle an der Strafraumgrenze und Schiedsrichter Fabienne Michel gibt Rot. Dazu Rafazi: “Stehle will Kwadwo kurz vor dem Strafraum ausspielen, aber Kwadwo kommt angelaufen, läuft in die Beine von Stehle und bringt ihn dadurch zu Fall. Das ist ein Foulspiel. Zuerst hat die Schiedsrichterin die gelbe Karte in der Hand, wird aber vermutlich vom Assistenten aufmerksam gemacht und entscheidet sich dann für eine rote Karte. Das ist eine richtige Entscheidung, da Stehle eine klare Torchance hatte. Verlaat wäre 3-4 Meter hinter Stehle und ein weiterer Münchner Verteidiger wäre weiter links vom eigene Tor aus gesehen, sodass beide nicht mehr hätten entscheidend eingreifen können. Die Korrektur der Kartenfarbe sieht zwar unglücklich aus und bringt Unruhe ins Spiel, aber am Ende steht die richtige Entscheidung. Hier wäre es besser gewesen, wie in der Szene zuvor, näher zum Spielgeschehen zu stehen, um die Szene besser beurteilen zu können. Zum anderen ist es immer besser, in Ruhe und nach Absprache mit dem Assistenten, der von der Seite die räumlichen Abstände besser einsehen kann, die finale Entscheidung zu treffen.”