VON OLIVER GRISS

Große Ausdauer zeichnet Hasan Ismaik (46) in jedem Fall aus. Nicht nur, weil er trotz Anfeindungen aus einer bestimmten Richtung seit 13 Jahren stabil ist, sondern auch deshalb, weil er "Hasan on Tour" weiter durchzieht.

Gestern machte der 1860-Mehrheitsgesellschafter auf der Fraueninsel/Chiemsee Halt. Auf einem der schönsten Flecken Deutschlands gab sich der Jordanier vor gezählten 51 Gästen, darunter auch Allesfahrer Roman Wöll, äußerst volksnah. Er lachte. Er scherzte. Und informierte. “Ich hätte nie gedacht, dass Hasan eine Tour durch Bayern macht”, erklärte staunend Saki Stimoniaris, der Aufsichtsratsvorsitzende des TSV 1860.

Und je näher die Mitgliederversammlung am 16. Juni rückt, desto öfter bringt Ismaik den Termin ins Gedächtnis der Fans. Gleich mehrmals bat der Geschäftsmann aus Abu Dhabi die Anwesenden zur MV zur kommen, die richtungsweisend für die nächsten Jahre ist. “Wir können diese Ideologie nicht länger mitmachen”, sagte Ismaik schmunzelnd: “Wenn wir gewinnen, dann werde ich mit euch drei Tage auf Ibiza feiern und viel Bier trinken und rauchen.” Fans hatten ihn wieder mit edlen Zigarren beschenkt.

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Die Fans seien für Ismaik sowieso der alles entscheidende Teil im Vereinsleben. “Solche Fans wie euch habe ich noch nie gesehen”, schwärmte er: “Wie ihr 1860 unterstützt, das ist einmalig.” Sein Wunsch für die Zukunft: Weg von der Zankerei, hin zum Wesentlichen. “Wir müssen uns nur auf den sportlichen Erfolg fokussieren. Ich will keine Macht, sondern Erfolg. Wir müssen unseren Verein nicht klein, sondern groß machen.”

Am 16. Juni werde er selbstverständlich bei der Mitgliederversammlung dabei sein - und das obwohl an diesem Tag das für Ismaik so wichtige Opferfest beginnt. “Ich werde schon um 7 Uhr morgens vor der Tür stehen”, scherzte er: “Sie haben ihre Chance gehabt, aber jetzt sind wir dran.” Sicher dabei sein wird auch Linde-Wirt Florian Ebner, der die Veranstaltung organisiert hatte. Er erzählte Ismaik, dass er am 16. Juni seinen Hochzeitstag habe. Nach kurzem Blickkontakt mit seiner Ehefrau hatte der Löwen-Fan die Freigabe, statt die Liebe zu feiern, ins Zenith fahren zu dürfen. Aber irgendwie ist das ja auch Liebe, wenn auch eine masochistisch veranlagte…

Dass Ismaik die letzten 13 Jahre zu keiner Zeit die Präsenz von heute hat, bereut er nachträglich: “Ich gebe zu, das war Faulheit von mir. Aber die Mitglieder waren auch nicht so aktiv. Es ist richtig, dass ich viel versäumt habe. Aber jetzt werde ich alles nachholen.”

Und: “Ich weiß aber, dass meine Abwesenheit den anderen große Freude bereitet hat. Ab sofort werde ich ihnen im Nacken sitzen.” Dass er mit noch so dreckigen Kampagnen zum Verkauf seiner Anteile getrieben werden soll, das tangiert Ismaik nur peripher: “Ich bin Gott dankbar, dass wir uns in einem demokratischen Land befinden. Macht von eurem Wahlrecht Gebrauch!”

Thema war auf der Fraueninsel bei den auch der fehlende Merchandising-Verkauf im Outback. “Ja”, sagte Ismaik, “wir haben viel versäumt. Aber wir werden diese Versäumnisse aufholen.” Der 1860-Mehrheitsgesellschafter dürfte dies nicht zum ersten Mal gehört haben. Anthony Power, der die Fanartikel verantwortet und ebenfalls vor Ort war, hörte gespannt zu.

Auch über die quälende Stadion-Frage wurde unter den Fans diskutiert. Als der frühere Bürgermeister der Insel von Ismaik wissen wollte, wann ein Stadion gebaut werden würde, weil er nicht an Karten käme, antwortete der Jordanier scherzhaft: “Vielleicht bauen wir hier auf der Fraueninsel? Aber wenn sie ein Grundstück für mich haben, dann sagen Sie es mir…”

Vorsicht! Es könnte jetzt demnächst passieren, dass diese Aussage gegen Ismaik verwendet wird - wie seinerzeit 2016, als er im Spaß bei einer ARGE-Veranstaltung sagte, bei der keine Journalisten zugelassen waren, dass neben einem möglichen Stadion-Neubau in Riem ein Löwen-Zoo mit echten Tieren gebaut werden müsse. Auch damals war es ein Scherz - das Problem: Es wurde eben anders dargestellt.

Als es dann am Donnerstagabend gegen 20.50 Uhr bei starkem Regen zu blitzen und donnern begann, flüchteten Ismaik und die Fangemeinde in den Festsaal im idyllisch gelegenen Gasthaus “Zur Linde”. Dort ließ der Jordanier Selfies zu, unterschrieb sogar eine Fahne vom Europapokal-Finale 1965 in Wembley der Familie Pusch, die in drei Generationen auf die Fraueninsel gekommen war. Ismaik, der sich kurz danach verabschiedete: “Solange wir so ein Highlight nicht erreichen, bekommt ihr mich nicht los…(lacht)”.