VON OLIVER GRISS

Robby Forster vom Schliersee ist einer der sieben Bündnis-Kandidaten. Er kommt aus der Golfabteilung, ist aber leidenschaftlicher Fußball-Fan. Der selbständige Unternehmer hat auch eine Dauerkarte auf der Haupttribüne im Grünwalder Stadion. Jetzt will er den Wandel bei 1860 München - das db24-Interview:

db24: Herr Forster, Sie sind einer der großen Unbekannten der VR-Kandidaten: Wieso wollen Sie sich ausgerechnet jetzt einbringen?

ROBBY FORSTER: 1860 ist für mich eine Herzensangelegenheit. Irgendwann ist es genug! Jetzt darf man nicht nur schimpfen und lästern, sondern versuchen, mit anzupacken und es wesentlich besser zu machen! Ich will mit meiner Energie, aber auch mit meinem Wissen helfen. Meine Stärken liegen in der Marke und der Kommunikation. Nicht nur im Verein, sondern auch in der Außenwahrnehmung. Die Marke 1860 muss wieder performen, vor allem außerhalb Münchens.

db24: Warum soll man ausgerechnet Sie wählen?

Das habe ich mich selbst schon hinterfragt. Mich kennt ja fast keiner! Das hat eigentlich nur Nachteile, wenn dich keiner kennt. Das weiß ich. Auf der anderen Seite hat das Underdog-Leben auch Vorteile, weil man unvorbelastet und frisch an die Sache rangehen kann - und deswegen sehe ich nicht mehr oder weniger Chancen als die der namhaften Kandidaten. Und trotzdem habe ich eine Verwurzelung in der Golfabteilung, wo ich schon einige Turniere mit organisiert habe. Außerdem habe ich Kontakte zu Benny Lauth oder Fredi Heiß. Und trotzdem habe ich die große Hoffnung, dass ich reingewählt werde.

db24: Warum ist das Bündnis die richtige Wahl?

Erstens bin ich von einem aus dem Bündnis gefragt worden, ich solle da mitmachen. Dann habe ich mir das Projekt angehört und habe das sofort für gut befunden. Im Bündnis sind fähige Leute vertreten, die dieselbe Software von 1860 haben wie ich und ein gutes Konzept angelegt haben. Es gibt eine klare Strategie und Visionen - und das ist auf Papier gebracht worden. Das ist kein Schlechtreden, sondern im Matchplan stehen lauter Punkte, die stimmig sind. Das ist meine Sprache. Und deswegen sollte man das Bündnis im Kollektiv wählen.

db24: Was garantiert das Bündnis?

Wir haben exzellente Kontakte zur Wirtschaft, zu Banken und Behörden, aber auch zur Stadt München. Wir haben Leute dabei, die nicht am Vorzimmer des Oberbürgermeisters scheitern, sondern den direkten Draht haben. Wir haben mit Tom Baudisch einen absoluten Steuerexperten an Bord, der auch im Vereinsrecht über allem Zweifel erhaben ist. Es ist zudem ein sehr guter Kontakt auf Augenhöhe zu Hasan Ismaik entstanden. Auch wenn uns nicht alles gefällt, er ist ein Supertyp! Wir haben mit ihm eine Vertrauensbasis aufgebaut. Wir sind fest überzeugt, dass er sich an alle Punkte hält, die wir mit ihm ausgemacht haben. Deswegen sage ich: Der Erfolg, Ismaik wieder an den Verhandlungstisch zu bekommen, ist gleichzusetzen mit einer sehr guten Platzierung in der Dritten Liga.

db24: Die Widerstand gegen das Bündnis war groß in den letzten Monaten…

Das ist wie in der Politik. Wenn da jemand kommt, der sich andere Ideen macht und die zugleich lesbar auf Papier bringt, dann wird die amtierende Regierung nervös - und bei 1860 ist es nicht anders (lacht). Wenn ich Kaliber wie Klaus Lutz oder Martin Gräfer habe, dann bekommen die anderen halt kalte Füße. Da muss man dann damit rechnen, dass Gegenwind kommt. Ob der Gegenwind Shitstorm oder ein leichtes Brischen ist, diese Bewertung überlasse ich jedem selbst. Ehrlich? Ich habe damit gerechnet!

db24: Aber in diesem Ausmaß?

Das ist ja nicht nur bei 1860 so! Es gibt ja auch andere Traditionsvereine wie Schalke, HSV, Nürnberg oder Hertha BSC, wo es solche Spielchen gibt. Es wird immer die Traditionalisten geben.

db24: Zurück zu Hasan Ismaik: Überrascht, dass er so Gas gibt?

Ich glaube schon, dass der Erstbesuch von Klaus Lutz, der eine große Nummer ist und über Jahre bei der BayWa Vorstandschef war, in Abu Dhabi dazu beigetragen hat, dass sich Ismaik gesagt hat: Endlich sind bei 1860 Menschen, die mich verstehen. Der Klaus weiß durch seine langjährige Erfahrung, wie Araber ticken. So ist schnell der Funken übergesprungen. Das war Pionierarbeit in einer Stunde - das darf man nicht unterschätzen. Sonst hätten wir mit Ismaik länger gebraucht, um das Eis zu brechen. Lutz’ Rolle war der Türöffner. Vor ihm und vor Martin Gräfer haben die aktuellen Funktionsträger am meisten Angst. Sie könnten es ja besser machen als bisher (lacht).

db24: Was stört Sie seit dem Zwangsabstieg am meisten?

Ich bin nicht zufrieden, wo 1860 in der Tabelle steht. Wir sind die Nummer 8 in Bayern, das muss man sich mal vorstellen. Ich bin nicht zufrieden, was ich aus den Abteilungen höre. Nicht nur im Profifußball herrscht eine große Unzufriedenheit, sondern auch im Breitensport. Ich bin erst wieder zufrieden, wenn wieder alle zufrieden sind. Die Mitgliederentwicklung ist natürlich schön, vor allem wenn man Wachstum hat. Die Statistik passt. Die Frage ist aber: Wie viele Mitglieder könnten wir haben, wenn wir erfolgreich wären? Ich sehe 1860 mittelfristig schon bei 35.000 Mitglieder - und das würde im Umkehrschluss heißen: Wir hätten im e.V. deutliche Mehreinnahmen. Ich bin erst wieder zufrieden, wenn man stolz auf die Marke 1860 sein kann. Momentan macht mich die Marke nur stolz, wenn Linus Straßer ein Skirennen gewinnt - und diese Feststellung ist traurig. Das ist für mich 1860!

db24: Es gibt den Vorwurf von Robert Reisinger, dass das Bündnis sich für das falsche Gremium geworben hat. Wie halten Sie dagegen?

Dann muss man die Satzung ändern, ein Wirtschaftsbeirat ist mit Sicherheit nicht schlecht. Und trotzdem: Ich bin Mitglied im e.V. - und deswegen kandidiere ich für den Verwaltungsrat. Das ist ja meine Entscheidung! Wir sind alle Mitglied im e.V. - wir haben aber andere Ziele. Dies gilt es von Reisinger zu akzeptieren. Wir wollen erfolgreich sein!

db24: Was 1860 auch fehlt, ist die Menschlichkeit…

Richtig! Der Mensch muss wieder in den Fokus gerückt werden! Schauen Sie das Beispiel Hans Sitzberger: Der Mann hat vor den Spielen als Vizepräsident noch selbst den Schnee geschippt, damit unsere Löwen von der Leine gelassen werden können. Er hat sich auch finanziell eingebracht, im e.V. und in der KGaA. Und dass der Hans so ausscheiden muss, das finde ich nicht schön. Man darf sich streiten, aber man muss sich hinterher wieder in die Augen schauen können - ja, das fehlt bei 1860.

db24: Wie viele Mitglieder braucht der Wahl-Sonntag, damit eine Wende eingeläutet werden kann?

Ich schätze circa 2.000 bis 2.500. Die Mitglieder müssen sich bewegen, man kann nicht nur schimpfen. Egal wen man wählt. Und wenn die Löwen meinen, die aktuelle Führung ist gut, dann sollen sie sie wieder wählen. Das finde ich demokratisch. Auch wenn wir nicht gewinnen, ich bleibe Mitglied und Dauerkartenkäufer. Schreiben Sie das bitte auch so!