VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Rückblende ins Jahr 2023: Im vergangenen Sommer klinkte sich Robert Reisinger (60) aufgrund von beruflichen Verpflichtungen über einen langen Zeitraum aus, reichte die Verantwortung an seine beiden Vize-Präsidenten Hans Sitzberger und Heinz Schmidt weiter. Was immer wieder vergessen wird: Die Verlängerung mit dem damaligen Trainer Maurizio Jacobacci wurde von beiden Gesellschafterseiten positiv begleitet - also vom e.V. und HAM. Von einem Alleingang kann keine Rede sein, wie immer wieder lanciert wird...

Und es macht jetzt den Anschein, dass Langzeit-Präsident Reisinger (seit 2017) nun alles anders, alles besser machen will. Nachdem sein Konsolidierungs- und Emanzipationskurs von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik vor zwei Wochen bestätigt wurde, ist der erfolgreiche Unternehmensberater nun omnipräsent: Reisinger war nicht nur beim Trainingsauftakt vor einer Woche an der Grünwalder Straße 114 zugegen, sondern auch Augenzeuge beim alles andere als überzeugenden 4:1-Testsieg in Sulzemoos.

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Das Besondere daran: Nachdem er den ersten Abschnitt noch hinter der Bande erlebte und mitansehen musste, wie die Löwen gegen den Achtligisten nicht über ein 0:0 zur Pause hinaus kamen und in der Halbzeitpause ein Gespräch mit 50+1-Geschäftsführer Dr. Christian Werner auf dem Rasen führte, saß Reisinger nach dem Seitenwechsel plötzlich auf der exklusiven Trainerbank. Neben Löwen-Dompteur Agis Giannikis.

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Und siehe da: Plötzlich lief es wesentlich besser für den Kultklub aus München-Giesing. Die Löwen erzielten in der 67. Minute durch Neuzugang David Philipp das 1:0, danach fielen drei weitere Tore. Ob Reisinger seine Expertise aus seiner langjährigen Erfahrung als Fußball-Abteilungsleiter des TSV 1860 eingebracht und den ein oder anderen Tipp weitergegeben hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls erinnert Reisingers Wirken ein wenig an Ex-Präsident Karl-Heinz Wildmoser, der es sich in den höchst erfolgreichen 90er Jahren auch nicht nehmen ließ, das ein oder andere Mal bei Testspielen neben dem unvergessenen Werner Lornt zu sitzen. Wildmoser machte damals nicht selten ein Spektakel daraus, scherzte mit Fans, flirtete und schrieb fleißig Autogramme. Die Löwen stiegen seinerzeit von der Bayernliga bis in den Europapokal durch. Er vervierfachte die Mitgliederzahlen, machte die Löwen zu einen der angesehensten Marken im deutschen Fußball.

Reisingers Amtszeit endet 2025. Ob er nochmal kandidiert, ist bislang nicht geklärt. Bei den Sechzgern schlägt der Verwaltungsrat den Ober-Löwen vor, der dann von der Mitgliederversammlung abgesegnet oder abgelehnt werden muss.

Seit gestern sind die Löwen zum sechsten Mal im Trainingslager in Windischgarsten. Ob Reisinger auch auftaucht? Es ist stark davon auszugehen…