"Wer den Löwen erträgt, der ist für die Hafenstraße bestens gewappnet": Pfeifer verabschiedet sich
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 30.06.2024 21:13
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
In den letzten Monaten ist bei 1860 München viel kaputt gegangen: Das lag zum einen am unrühmlichen Aus von Vize-Präsident Hans Sitzberger, und zum anderen aber auch am K.o. von Geschäftsführer Marc Pfeifer. Bis heute sind die schweren Vorwürfe gegen Pfeifer ("unsauberes Transfergebaren") nicht mit Beweisen unterlegt worden - ein typisches Merkmal für die Löwen-Welt seit 2017.Heute hat der Schwabe offiziell seinen letzten Tag bei den Löwen, nachdem er am Freitag seinen Dienstwagen abgegeben hat - und der 43-Jährige zieht auf der Social Media-Plattform LinkedIn ein Fazit: “Nach intensiven rund dreieinhalb Jahren als Geschäftsführer beim TSV 1860 München endet heute mein Vertrag. Dieser Lebensabschnitt war eine Reise voller emotionaler Erlebnisse und Herausforderungen, die ich mit einem tollen Team und leidenschaftlichen Löwen-Fans erleben durfte. Eine besonders komplexe und anspruchsvolle Aufgabe, für die ich viel positiven Zuspruch und auch Kritik bekommen habe. Unabhängig davon bleiben für mich die mitreißenden Spiele unvergesslich, vor allem als wir im Aufstiegsrennen waren und die emotionale Unterstützung der treuen Fans. In jedem Fall zusammenfassend eine sehr lehrreiche intensive Zeit!”
Ex-Geschäftsführer sagt Servus! Welche Note geben Sie Marc Pfeifer?
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Pfeifer hätte das Begonnene bei 1860 gerne beendet, doch einer hatte besonders etwas dagegen: Präsident Robert Reisinger. Erst wurde Pfeifer von ihm als Geschäftsführer eingesetzt, dann wurde er Dutz-Freund - und am Schluss ein Gegner. Hatte Reisinger auf der Mitgliederversammlung 2023 Pfeifer noch für seine Arbeit und die Zahlen der KgaA gelobt, sorgte die Causa um Ex-Löwenliebling Horst Heldt für die Spaltung. Pfeifer wurde dafür verantwortlich gemacht, dass die Vereinsseite den Sportbereich und die Rolle von Günther Gorenzel in der Winterpause nicht richtig eingeschätzt hat. Er hatte auch Dr. Christian Werner als Sportdirektor vorgeschlagen. Dreimal wurde der Lehrer aus Freiberg abgelehnt, um später als Geschäftsführer eingesetzt zu werden.
Jetzt aber will Pfeifer nach der Erniedrigung von Giesing nur noch nach vorne schauen. Er freut sich auf seine neue Aufgabe bei Rot-Weiss Essen. Ein Abstieg ist das nicht. Morgen beginnt der Schwabe als Vorstandsvorsitzender beim Altmeister: “Nun freue ich mich riesig auf meine neue Herausforderung als Vorstandsvorsitzender bei Rot-Weiss Essen. Mit großer Vorfreude blicke ich auf die kommenden Aufgaben, möchte dort meine Erfahrungen einbringen und bin gespannt auf die gemeinsamen Erlebnisse, die uns erwarten.”
Bayerische-Vorstand Martin Gräfer, einer der großen Fürsprecher von Pfeifer, schrieb unter den Post: “Ein in jeder Hinsicht besonderes Kapitel Deiner Lebensreise endet und ich bin überaus dankbar für die besondere Zusammenarbeit. Deine Leidenschaft für die Löwen und Deine Aufgabe hat mich begeistert! Es waren eine ganze Reihe herausfordernder Momente für deren Bewältigung Du auf Dein Netzwerk vertrauen konntest und ich bin sicher, es wird genauso bleiben. Ebenso bin ich überzeugt davon, dass Du um viele Erfahrungen reicher gehst. Von Rot-Weiss Essen e.V. Werden wir sicher noch viel Gutes hören und darauf freue ich mich schon jetzt sehr.” Auch Sport1-Geschäftsführer Dr. Matthias Kirschenhofer bedauert das Pfeifer-Aus: “Vielen Dank für Deinen großartigen und unermüdlichen Einsatz für unsere Löwen.” Und der bekannte Fußball-Reporter Christian Ortlepp, der zwei Löwen-Bücher zu Bundesliga-Zeiten schrieb, meinte: “Wer den Löwen erträgt, der ist für die Hafenstraße nur bestens gewappnet.”
Pfeifers Nachfolger ist Oliver Mueller, der vor einigen Wochen mit einer Powerpoint-Präsentation den neuen Biss der Löwen vorstellte - und von der Jagd auf Platz 2 in Bayern sprach. Zuletzt machte der ehemalige Kurzzeit-Manager der Kölner Haie auf der 1860-Mitgliederversammlung auf sich aufmerksam, als er sich eindeutig auf die Seite des e.V. schlug. Bei Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik soll das alles andere als positiv angekommen sein. Aktuell ist Mueller bei der Mannschaft im Trainingslager in Windischgarsten.