VON OLIVER GRISS UND CHRISTINA PAHNKE (SAMPICS)

Acht Tage Trainingslager in Windischgarsten liegen nun hinter 1860 München. Agis Giannikis hat gute bis sehr gute Eindrücke gewonnen. Wie immer gibt es aber nicht nur Gewinner. Wer ist unter Giannikis obenauf, wer wurde abgehängt? Die Gewinner und Verlierer des Löwen-Camps in der db24-Übersicht:

GEWINNER

Raphael Schifferl: Der 24-jährige Neuzugang, der in der vergangenen Saison vom österreichischen Erstligisten Wolfsberg an die SpVgg Unterhaching ausgeliehen war, übernahm im Härtetest gegen Racing Straßburg (2:1) sofort die Chefrolle auf dem Platz. Laut, impulsiv, aggressiv und mit großem Herzen riss er seine Mitspieler mit. Ein sehr guter Transfer von Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner. Nach den Eindrücken aus Winidschgarsten Innenverteidiger Nummer 1. Sollte Agis Giannikis darüber nachdenken, die Spielführer-Binde neu zu vergeben, dann wäre Schifferl hierfür ein Kandidat. Der Österreicher erinnert stark an seinen Landsmann Martin Stranzl, der mit 18 Jahren seinerzeit Bundesliga bei 1860 spielte.

David Philipp: Der Offensivmann, der bereits 2021 auf dem db24-Wunschzettel stand und in der aktuellen Transferperiode von Viktoria Köln ablösefrei kam, liefert: Das 1:0 gegen Straßburg war bereits Tor Nummer drei in der Vorbereitung. Er kann viele Positionen in der Offensive spielen - das macht ihn so wertvoll. Vorstellbar ist auch, dass er in der kommenden Saison als falsche Neun aufläuft, wenn’s vorne ruckelt. Wenn er gesund bleibt, dürfen sich die Fans freuen. Auch menschlich ein Gewinn.

99282.jpeg

Thore Jacobsen: Ein Leader fürs Mittelfeld. Klar, es ist bislang nur Vorbereitung, doch der Neuzugang aus Elversberg riss das Zepter im zentralen Mittelfeld in den Tests sofort an sich. Ballgewandt mit einer guten Übersicht und dem nötigen Schuss Aggressivität - es macht Spaß, ihm zuzuschauen. Zudem ein lässiger Typ für die Fans. Kann bei 1860 nie schaden.

Tim Kloss: Musste nach seinem Ausgleichstor gegen Saarbrücken (1:1) leiden, wurde in folgenden Spielen nicht mehr eingesetzt. Lag’s daran, dass die Löwen erst mit ihm die weitere (gemeinsame) Zukunft klären wollten? In Windischgarsten trat der 20-Jährige in beiden Tests äußerst männlich auf und machte einen deutlichen Satz nach vorne. Heißer Startelf-Kandidat.

Raphael Ott: Rotzfrech zeigte sich das 18-Jährige Löwen-Talent (seit 2016 an der Grünwalder Straße) in den Tagen von Windischgarsten, vor allem gegen Blau-Weiß Linz. Er überzeugt mit herausragender Technik und Spielverständnis. Allerdings sollte er noch an Masse zulegen, will er sich in der Dritten Liga durchsetzen. Beraten wird Ott übrigens von keinem Geringeren als Wiggerl Kögl, der zu Bayernliga-Zeiten des TSV als 18-Jähriger den Gegnern Knoten in die Beine dribbelte. Ott hat viel von Kögl.

Lukas Reich: Der Jugend-Nationalspieler war eine Bereicherung für das Löwenspiel. Wirkte mit seinen 17 Jahren gereifter als noch bei seinen Premieren-Einsätzen in der Dritten Liga. Stark!

98859.jpg

Horst Dilly: Der rührige Hotelier stellte wieder viel für die Löwen auf die Beine: Neben den beiden Testspielen auch die Rafting-Tour. Die Spieler hatten den Gastronomen sofort ins Herz geschlossen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das nächste Sommer-Trainingslager nicht mehr in Windischgarsten stattfindet, obwohl Dilly bei der Löwen-Ankunft noch zuversichtlich war, dass sich beide Seiten einigen.

Der Teamspirit: Weil die Gruppe fast komplett ist, wurde der Mannschaftsgeist gezielt gestärkt - mit einem Spieleabend, gemeinsame EM-Abende und einer feuchten Rafting-Tour. Das sieht von außen schon ganz gut aus.

Hans Sitzberger: Der verstoßene Ex-Vize reiste nach Oberösterreich und klärte viele Fans auf. Richtig so!

VERLIERER

Fabian Schubert: Nachdem der Neuzugang aus St. Gallen zunächst aufgrund einer Baby-Pause fast eine Woche gefehlt hat, war in beiden Tests nicht zu übersehen, dass er noch einen deutlichen körperlichen Rückstand vorzuweisen hat. Wird sich deutlich steigern müssen.

99065.jpeg

Morris Schröter: Er ist zweifelsfrei kein Profiteur der veränderten Spielweise (weniger Flügelspiel) - das war deutlich zu sehen. Muss auch kräftemäßig zulegen.

Marlon Frey: Für Trainer Agis Giannikis als Typ zwar wichtig, steht der Routinier deutlich im Schatten des Mittelfeld-Duos Jacobsen/Kloss. Wenn er sich nicht steigert, wird er nicht über die Reservistenrolle in der Saison hinaus kommen.

Das Interesse an 1860: Hat in Windischgarsten deutlich nachgelassen - abzulesen an den sinkenden Zuschauerzahlen: Obwohl es zweimal gegen Erstligisten ging, kamen zu den Spielen jeweils nur rund 220 Fans. Ein Verlustgeschäft für den Veranstalter. Die Euphorie rund um 1860 war schon mal größer. Sieben Jahre Dritte Liga machen sich halt irgendwann bemerkbar…