Giannikis und die Systemfrage: Löwen mit einem magischen Rechteck?
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 11.07.2024 08:07
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Wer seit Tagen das Training von Löwen-Dompteur Agis Giannikis (44) aufmerksam verfolgt, wird in dieser Sommervorbereitungsphase schnell feststellen: Nicht auf die Kondition wird der Schwerpunkt beim TSV 1860 München gelegt, sondern auf das Einstudieren von Abläufen und die Arbeit mit dem Ball. Immer und immer wieder. Der Deutsch-Grieche greift auch immer wieder ein, wenn Übungen nicht so laufen, wie er sich das vorstellt. "Rein und weg", schreit er. Oder: "Ballerwartungshaltung - klasse!"Nachdem Giannikis in der vergangenen Saison am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt fixiert hat und dabei nicht über einen Punkteschnitt von 1,37 Zählern pro Spiel hinaus kam, will er seine Löwen nun entwickeln, besser machen. Und was sich in den Härtetests gegen Blau-Weiß Linz (1:1) und Racing Straßburg (2:1) bereits angedeutet hat, wird 1860 in der neuen Saison möglicherweise in einem neuen System auflaufen. Weg vom 4-2-3-1, hin zu einem 4-2-2-2. Nach dem Modell RB Leipzig, das Marco Rose immer wieder praktiziert. Das Spielermaterial wurde dazu in den letzten Wochen von Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner verpflichtet. Auffällig: Kein einziger (reiner) Flügelstürmer taucht bei seinen Verpflichtungen auf.
Wie kann man sich als Laie diese Spielvariante vorstellen? Die beiden Innenverteidiger kümmern sich vornehmlich um die Angreifer, die Außenverteidiger dürfen sich kräfteintensiv auf den Flügeln austoben. Im so genannten magischen Rechteck im Mittelfeld sind die beiden defensiveren Akteure (Jacobsen/Kloss) für den Spielaufbau zuständig, agieren als Abräumer für ihre offensiveren Kollegen vor ihnen. Diese (Philipp/Guttau) teilen sich die Spielmacheraufgaben und rotieren in bestimmten Situationen auf die Stürmer-Positionen. Die beiden Angreifer beschäftigen die gegnerischen Abwehrspieler und schaffen zugleich Räume, in die die offensiven Mittelfeldspieler hineinstoßen können.
Der größte Vorteil dieses moderneren Systems: Mit dieser Formation schafft man eine größere Dichte im Mittelfeld und diverse Variationsmöglichkeiten, um den Gegner zu verwirren. Nachteil: Die Flügel sind teilweise nur durch die beiden Außenverteidiger besetzt, die dadurch enorme Laufarbeit verrichten müssen.
Passt dieses System zu 1860? Nach dem Härtetest gegen den Zweitligisten 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr, Sportanlage Roth) wird man schon mehr wissen.
So könnte 1860 - Stand jetzt - in die Saison starten: Hiller - Danhof (Reich), Verlaat, Schifferl, Kwadwo - Jacobsen, Kloss - Guttau, Philipp - Hobsch, Wolfram.