VON OLIVER GRISS

Die Kommentarspalten im Internet gehören zur Meinungsfreiheit in Deutschland - und das ist auch gut, zumindest so lange anständig miteinander kommuniziert wird. Es werden Entwicklungen besprochen, Dinge hinterfragt - oder auch mal Trends gesetzt. Nicht alle können damit umgehen.

Interessant: Es gibt auch viele (diverse) Meinungen zu 1860-Kandidat Rene Vollath. “Was wollen wir mit dem? Der ist doch schon 34 - und kurz vor den Alten Herren!” Oder: “Warum schickt man David Richter weg und will dann Vollath holen? Das ergibt keinen Sinn!” Es gibt aber auch User, die die Verpflichtung ausdrücklich begrüßen würden: “Vollath ist ein Typ, der 1860 sofort weiterhilft. Bitte sofort kaufen!”

Letztere Aussage, spiegelt genau unsere Meinung wider. Vollath ist nicht nur ein Typ mit Ecken und Kanten, der nicht mit dem Strom schwimmt, sondern auch ein Vorzeige-Profi für die Drittliga-Ebene, der auch in seinem hohen Fußball-Alter noch unbedingt gewinnen will, beziehungsweise nicht bereit ist, sich auf die Ersatzbank zu setzen. Genau dieses Szenario hätte ihm in Unterhaching gedroht, weil Haching-Boss Manni Schwabl verständlicherweise U17-Weltmeister Konstantin Heide - allein schon aus finanztechnischer Sicht - fördern muss. Bekannterweise ist Schwabl so etwas wie der Ober-Verkäufer der Dritten Liga. Keiner macht Talente zu mehr Geld als Schwabl. Allein für das Paket Maurice Krattenmacher & Gibson Nana Adu hat Haching in diesem Sommer kolportierte drei Millionen Euro eingesackt. Nochmal: Drei Millionen Euro!

Aber zurück zu Vollath: Solche Charaktere gibt es in unserer Sport-Gesellschaft immer weniger - und solche polarisierenden Profile im positiven Sinne fehlen 1860. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Führungscrew. Und deswegen ist es richtig von Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner, sich mit einer solchen Personalie seit Wochen auseinander zu setzen. Während der promovierte Manager bei anderen Dingen trotz KI möglicherweise etwas länger braucht, hat er dies zum Vorteil des TSV gut analysiert - Vollath wäre ein absoluter Mehrgewinn für die Löwen. Auch für Aufstiegsheld Marco Hiller, der sich einem Zweikampf mit Vollath stellen muss, auch um selbst in der eigenen Persönlichkeit zu wachsen. Zur Einschätzung: Hiller hat in der Vorsaison eine sehr solide Saison gespielt, und auch in dieser Vorbereitung wirkt er stabil. Aber bekanntlich belebt Konkurrenz das Geschäft. Das ist besonders bei 1860 wichtig, wo einen immer wieder das Gefühl begleitet, es gelten andere Gesetze.

Der frühere Nationalspieler Schwabl hat es selbst vor geraumer Zeit gesagt: “Rene ist ein absoluter Vollprofi - der kann bis 40 spielen.” Und genau deswegen braucht sich keiner Sorgen zu machen, dass 1860 einen Profi mit diesem Alter verpflichten will, wo andere längst ihre aktive Karriere beendet haben und lieber auf den Golfplätzen an ihrem Handicap arbeiten oder eine Fußballschule eröffnen.

Wenn Rene Vollath ein Löwe wird, wer sollte dann beim Liga-Auftakt gegen Saarbrücken spielen?

Umfrage endete am 29.07.2024 11:00 Uhr
Rene Vollath
64% (4202)
Marco Hiller
36% (2343)

Teilnehmer: 6545

Wir erinnern uns: Gerald Vanenburg wurde 1998 mit 34 Jahren vom AS Cannes verpflichtet und spielte mit 35 noch auf höchsten Bundesliga-Niveau für die Löwen. Natürlich sind das Einzelfälle. Doch auf der Torhüter-Position gelten sowieso andere Gesetze. Es gibt sogar ein Beispiel mit Löwen-Geschichte: Gabor Kiraly wurde mit 38 Jahren bei 1860 als überdurchschnittlicher Zweitliga-Torhüter abgesägt. Ans Aufhören dachte Kiraly verständlicherweise nicht: Er wechselte 2014 nach Fulham und spielte 2016 mit 40 (!) Jahren noch eine EM mit Ungarn.

Warum sollte der gebürtige Amberger Vollath dann nicht noch Dritte Liga bei 1860 können? Willkommen an der Grünwalder Straße!