VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Harald Cerny, inzwischen 50 und als Spielerberater aktiv, kam am vergangenen Freitag mal wieder mit 1860 München in Kontakt. Beim Jubiläumsspiel von der First Vienna schrieb der 1860-Rekordspieler (238 Bundesligaspiele - keiner schaffte mehr) neben seinen beiden Landsmännern Martin Stranzl und Christian Prosenik Autogramme. Es blieb ihm aber auch Zeit, sich die drittklassigen Löwen beim 0:0 gegen das Wiener Geburtstagskind genauer anzusehen. Doch was ihn genauso wie den sportlichen Absturz stört, ist die desaströse Außendarstellung des Klubs beziehungsweise der Umgang miteinander. "Es ist eine absolute Katastrophe, wie die Gesellschafter gegeneinander arbeiten", erklärte der frühere Nationalspieler gegenüber der "Abendzeitung". Viele Helden früherer Tage haben sich längst abgewandt von ihrem Herzensverein: Geht bei Petar Radenkovic los - und hört bei Bernhard Winkler auf. Es ist auch kein Zufall, dass sich für die Traditionsmannschaft inzwischen kaum noch große Namen zur Verfügung stellen.

Cerny weiter: “Das Schlimmste ist: Es ist kein Ende in Sicht. Beide Seiten stehen sich selbst im Weg.” Sein Wunsch: “Man kann nur hoffen, dass 1860 gut startet, oben mitspielen kann und der Erfolg, der ja schon schwer genug zu erreichen ist, manche Dinge überstrahlt.”

Doch mit einem baldigen Waffenstillstand ist nicht zu rechnen: Nachdem bislang unbekannte Löwen-Mitglieder einen Antrag auf einen Vereinsausschluss gegen den Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik gestellt haben (in 19 Seiten - und wohl mit Hilfe eines Anwalts) und sich die Vereinsspitze davon offenbar nicht von diesem Antrag distanziert, kontert der Jordanier erneut - nun gegenüber der “Abendzeitung”: “Das ist ja lächerlich. Fair fände ich es, wenn die Antragsteller auch früher schon gegen all die Mitglieder vorgegangen wären. die mich seit Jahren beschimpfen und beleidigen.” Dann hieß es immer: Das sei alles mit der Meinungsfreiheit gedeckelt.

Ismaik weiter: “Ich hätte Respekt für dieses Verhalten, wenn die Antragsteller sich zunächst an mich gewandt hätten. Ihre Vorwürfe beruhen nur auf Presseartikel, Hörensagen und Propaganda. Ich war wochenlang in München und für jeden ansprechbar. Warum haben sie mich nicht direkt angesprochen? Hätten sie das getan, hätte ich ihnen vieles erklären können. Stattdessen gehen sie mit ihren Vorwürfen sogar an die Öffentlichkeit. Ist das nicht das gleiche Verhalten, das sie mir vorwerfen? Gilt die Meinungsfreiheit nur für sie? Ich bin gespannt, wie die e.V.-Gremien auf den Antrag reagieren werden. Bisher hatte sich niemand von ihnen an meinen Aussagen gestört.”