VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Fußballszene in Deutschland verändert sich immer mehr - nicht unbedingt zum Vorteil.

Jetzt ist sie um ein Kapitel reicher: Claus Vogt, erfolgreicher Präsident des deutschen Vize-Meisters VfB Stuttgart, wurde auf der Mitgliederversammlung der Schwaben am Sonntag abgewählt.

Gegen Vogt, Ende 2019 ins Amt gewählt, stimmten 86,03 Prozent der über 2000 stimmberechtigten VfB-Mitglieder, für ihn lediglich 13,97 Prozent. 42 Mitglieder enthielten sich. Die für eine Abwahl nötige Dreiviertelmehrheit wurde damit locker erreicht. “Natürlich blutet mit das Herz”, erklärte Vogt, “aber es ist Demokratie und die Mehrheit hat entschieden. Es war mit eine Ehre, unseren Verein so lange und durch so schwere Zeiten führen dürfen.” Mit Tränen in den Augen geht Vogt vom Podium und dankt seiner Familie für die Unterstützung in den vergangenen Jahren. Hand in Hand mit seiner Ehefrau verlässt er die Halle. Mit Vogt geht Vize Rainer Adrion, der zwischen 1984 und 1985 sieben Spiele für die Löwen in der Bayernliga absolvierte, freiwillig.

Letztlich ist das VfB-Präsidium über den Porsche-Deal gestolpert. Dazu sagte der scheidende Vogt: “Es gab das große Risiko, dass die AG ins Negative Eigenkapital rutscht. Das hätte massive negative Folge haben könnten. Ich habe versucht, einen Kompromiss zu finden zwischen Kapital und Kurve.“

Bjarne Friedrichsohn, einer der Vorsänger in der Ultra-Kurve, hatte den Antrag gestellt: “Liebe VfB’ler, mein Name ist Bjarne Friedrichsohn. Ich bin Mitglied im Commando Cannstatt und im Fanausschuss. Viele kennen mich sicher auch als einen der Vorsänger unserer Cannstatter Kurve. Im vergangenen Jahr habe ich stellvertretend für unsere Gruppe deutliche Worte an die Gremien gerichtet. Wir wollten spürbare Veränderungen und forderten von jedem Gremienmitglied, sein eigenes Ego hintenanzustellen und einzig und allein dem VfB zu dienen. Wir haben damals noch keine personellen Veränderungen gefordert. Das ist heute anders. Wir haben euch eine letzte Chance gegeben. Ihr habt sie verspielt. Deswegen habe ich stellvertretend für unsere Gruppe für die heutige Mitgliederversammlung Anträge auf Abwahl von Claus Vogt und Rainer Adrion gestellt. Claus, Rainer, ihr seid eure Ämter mit dem Wissen angetreten, dass es einen Beschluss über weitere Anteilsverkäufe an der AG gibt. Ihr habt es in den letzten Jahren nicht geschafft, diesen Prozess professionell aufzusetzen und zu begleiten. Im Gegenteil: Beim Prozess um den Einstieg von Porsche wart ihr nicht professionell, nicht stark und nicht geeint genug, den unverschämten Forderungen von Porsche die Stirn zu bieten. Mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung zur Rückgabe des Aufsichtsratsvorsitzes habt ihr ein Tabu gebrochen…Das Präsidium sollte sowohl die Interessen der Mitglieder vertreten als auch partnerschaftlich und konsistent gegenüber Sponsoren und Partnern auftreten. In beiden Themengebieten attestieren wir euch heute konzeptionell und organisatorisch ein Komplettversagen…Claus, Rainer, ihr seid gescheitert. Die Proteste im Stadion waren deutlich. Die Proteste auf der Demo waren deutlich. 246 Gruppen & Fanclubs die euren Rücktritt fordern sind deutlich. Macht den Weg frei!”