Martin Kind über Ismaik und 50+1: "Der arme Mann tut mir leid - er konnte sich so einen Blödsinn gar nicht vorstellen"
- DIE REDAKTION
- 13.09.2024 09:12
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DIE REDAKTION
Martin Kind, langjähriger Klubchef bei Hannover 96, hat bei einer hitzigen Podiumsdiskussion in Berlin harte Kritik an DFL und DFB geübt und sich ein Rededuell mit DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig geliefert. Der Unternehmer Kind echauffierte sich beim “BIG BANG KI-Festival” über die aktuelle 50+1-Regelung: “Die DFL ist ein Kartell, das ist meine tiefste Überzeugung. Sie hat Statuten, gegen die sie selber verstoßen hat. Wir haben keinen wettbewerbsgleichen Markt. Er ist verzerrt ohne Ende. Unter diesen Rahmenbedingungen haben wir keine Chance, je an den FC Bayern heranzukommen.” Die Tatsache, dass sein Gegenüber Rettig RB Leipzig einst zweimal die Zulassung verweigerte, kommentierte er mit den Worten: “Da hat er sich geirrt. Leipzig ist eine Erfolgsstory.”
Rettig verteidigte die 50+1-Regelung, wonach die Mitglieder in den Vereinen immer die Mehrheit behalten müssen. “Es gibt gar keinen besseren Schutz als 50+1, nämlich Mitbestimmung und Teilhabe der Mitglieder. Die denken wie Familienunternehmen in Generationen und nicht wie angestellte Manager, die von Periode zu Periode hecheln.” Rettig konterte mit dem Argument, dass, wenn 50+1 kippe, “wir am Ende eine Forbes-Tabelle und keine Sporttabelle haben”. Die Integrität des Wettbewerbs sei entscheidend, so Rettig.
Große Hoffnung, dass das Bundeskartellamt 50+1 kippen werde, hat derweil Kind nicht. “Das ist eine Behörde. Es kann manipuliert werden. Meine Hoffnung auf das Kartellamt ist relativ reduziert”, sagt er und nannte den Investor Hasan Ismaik bei 1860 München als abschreckendes Beispiel. “Der arme Mann tut mir leid. Er ist Opfer dieser 50+1-Regel geworden. Man kann sagen: Der war doof, und er war auch doof, dass er es gemacht hat. Wenn er das vorher gewusst hätte, hätte er es mit Sicherheit nicht gemacht. Er kommt von einer ganz anderen Denkkultur, er konnte sich so einen Blödsinn gar nicht vorstellen. Er tut mir leid, er hat sein Geld verloren, das weiß er, und es ist ein Chaos im Ergebnis.” Seit 2011 ist Ismaik bei den Löwen. In dieser Zeit verbrannte 1860 rund 80 Millionen Euro.
Kind kritisierte beim BIG BANG KI Festival mit über 6000 Teilnehmern auch heftig den Rückzieher der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in Sachen Investorenmodell. Zu Beginn des Jahres hatten Fans so lange protestiert, bis die DFL einlenkte. “Da tritt das Präsidium und die Geschäftsführer an, dann fliegen die Tennisbälle. Und dann nehmen die das Thema einfach zurück. Das ist doch abenteuerlich”, sagte Kind. “Das müssen mir die Verantwortlichen der Zukunft mal erklären, wie sie nur irgendeine Entscheidung durchsetzen wollen. Sie haben das Signal gegeben: Wenn ihr Bälle genug habt und laut genug seid, dann werden wir jede Reform nicht mehr durchführen.”
Kind weiter: “Das ist für mich das Allerschlimmste, und das muss Herr Watzke (DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke, d. Red.) wirklich erklären. Er hat im deutschen Fußball damit einen Riesenschaden angerichtet.” Kind sagte, er “erwarte von Leuten, die angeblich Business- und Führungsqualität haben, dass sie wissen, was sie tun. Auf Basis von Populismus Entscheidungen zu treffen, das ist für mich indiskutabel.