VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Vor nicht zu allzu langer Zeit fabulierten sie an der Grünwalder Straße 114 über den neuen Biss des Löwen ("Lieber tot als Zweiter!"), sprachen von der Jagd auf Platz 2 in Bayern bis 2029. Nur wenige Monate später sind die Blauen wieder auf dem Boden der Tatsachen aufgewacht - und mit ihnen viele Claqueure, die inzwischen in diversen Social Media-Kanälen umschwenken. Einer schrieb gestern in die Facebook-Gruppe "TSV 1860 München e.V.", der auch offenbar Admin dieser interaktiven Bühne ist: "Was fällt euch eigentlich ein, unseren Verein in der Öffentlichkeit so lächerlich zu machen und mit diesem Übungsleiterund GF weiterzumachen? Habt ihr den letzten Wochen und Monaten gepennt? Schmeißt diese Anfänger endlich raus und holt Profis, oder zumindest Trainer/GF, die eine Ahnung von der Materie haben."

Die Löwen in der Krise: Sollten Präsident und Verwaltungsrat geschlossen zurücktreten?

Umfrage endete am 12.11.2024 09:00 Uhr
Ja!
90% (14749)
Nein!
10% (1589)

Teilnehmer: 16338

Nach dem 1:5 in Cottbus gerät der TSV 1860 wieder ziemlich nah an die Abstiegsplätze. Und Trainer Agis Giannikis darf trotzdem weitermachen (1,29 Punkte pro Partie) - warum, weiß so recht keiner. Vielleicht liegt’s auch daran, dass die Kasse klamm und ein erfahrener Nachfolger nicht zu finanzieren ist. Gerüchte über Finanzprobleme halten sich zumindest seit Sommer hartnäckig in Obergiesing - und das trotz des im Jahr 2017 eingeleiteten Konsolidierungskurs von Ober-Löwe Robert Reisinger, dem erfolgreichen Unternehmensberater.

Erstaunlicherweise sagt jetzt Dr. Christian Werner, der nach dem Aus von Oliver Mueller alleinverantwortlich in der Fußballfirma und der großen Aufgabe nicht gewachsen scheint, gegenüber der “AZ”: “Wir sind alle maximal unzufrieden und wir müssen uns alle hinterfragen: der Trainer und ich, aber auch die Mannschaft: Die Zeit der Ausreden ist vorbei, wir nehmen auch die Spieler ab sofort hart ins Gericht.”

Sätze, die auch indirekt das Präsidium und Verwaltungsrat aktivieren. Denn erst die e.V.-Köpfe waren es, die diesen unsäglichen Kurs mit 50+1-Entscheidungen erst möglich gemacht hatten - auf unerfahrene Gesichter bei 1860 München zu setzen. Nachdem die Löwen mit viel Glück in der Vorsaison den Klassenerhalt noch realisieren konnten, deutet trotz einer großen Kaderauffrischung auch in dieser Spielzeit vieles darauf hin, dass die Löwen nichts aus ihren Fehlern gelernt haben und in Turbulenzen kommen werden. Und dann ist da noch die offene Stelle des kaufmännischen Geschäftsführers, die durch das Blitz-Aus von Oliver Mueller nach nur 215 Tagen wieder frei geworden ist. Angesichts der vielen Baustellen bei 1860 ist dies ein Himmelfahrtskommando. Geklärt werden muss auch noch unbedingt: Warum musste Mueller überhaupt gehen?

Das größte Handicap bei 1860 München: Es fehlt an Persönlichkeiten auf allen Ebenen - doch genau das ist ein hausgemachtes Problem.