Die maximale Eskalation bei 1860: Der Bruch zwischen Reisinger und dem Verwaltungsrat
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 08.11.2024 15:13
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Freitag, 12.56 Uhr: Der TSV 1860 e.V. veröffentlicht auf seiner Webseite eine Erklärung, die nicht mehr Knall-Potential enthalten könnte: Es ist der endgültige Bruch zwischen dem Präsidium Robert Reisinger und dem Verwaltungsrat: Die Stellungnahme der Kontrolleure lässt große Diskrepanzen innerhalb des Muttervereins erkennen - der jüngste Auslöser ist die Geschäftsführer-Suche und das angebliche Hiltmair-Versprechen. Wird bei den Löwen untereinander nicht nur falsch kommuniziert, sondern sich auch in aller Deutlichkeit gestritten?Diese Gerüchte, dass man sich im e.V. trotz anderslautenden Meldungen nicht mehr grün-gold ist, halten sich seit rund anderthalb Jahren hartnäckig: Zwischen Vize-Präsident Hans Sitzberger und Ober-Löwe Robert Reisinger soll beispielsweise monatelange Eiszeit geherrscht haben. Sitzberger wurde schließlich mit einer Kampagne kaputt gemacht. Auch Geschäftsführer Marc Pfeifer soll so aufs Abstellgleis geschoben worden sein. Der neueste Beweis für falsches Kommunizieren auf dem Rücken der Mitglieder und Fans ist die finanzielle Rettung in der vergangenen Woche, die nun in einer nicht für möglich gehaltenen Stellungnahme gipfelt:
Der erste Vorwurf: Der Verwaltungsrat habe die Sanierungsvereinbarung zwischen Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik und dem e.V. zu kurzfristig erhalten. “Angesichts der wirtschaftlichen Schieflage der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA ist diese zur Abwendung der Insolvenz auf Fremdfinanzierung angewiesen. Das Präsidium des Vereins hat in diesem Zusammenhang eine Darlehensvereinbarung mit HAM International Ltd. unterzeichnet, von welcher der Verwaltungsrat erst sehr kurzfristig vor der am 31.10. abgelaufenen Frist zur Einreichung der notwendigen Nachweise im Rahmen der Lizenzierung beim DFB Kenntnis erlangt hat”, schreibt das e.V.-Kontrollgremium, in denen auch u.a. Rechtsanwalt Nicolai Walch sitzt, der zudem mit Präsident Robert Reisinger dem Beirat angehört, in dem auch zwei Vertreter der HAM-Seite (Saki Stimoniaris und Andrew Livingston) sitzen.
Der zweite Vorwurf: Der Verwaltungsrat fühlt sich offenbar vom Präsidium hintergangen, anders ist nicht zu interpretieren, was in der Stellungnahme formuliert ist: “Darüber hinaus fingiert diese Darlehensvereinbarung einen angeblich bereits gefassten Beiratsbeschluss über die Bestellung von Anton Hiltmair zum Geschäftsführer der KGaA. Ein solcher Beschluss des Beirats wurde bis dato jedoch tatsächlich nicht gefasst.” Gegenüber der “SZ” wollte sich Reisinger dazu nicht äußern. Fakt ist: Der erfolgreiche Unternehmensberater hat einem neuen Darlehensvertrag mit HAM zugestimmt - und das obwohl er nach außen immer kommunizierte, dass er von Ismaik keine Darlehen mehr annehmen werde. Stellt sich die Frage: Hatte Reisinger Angst vor Schadensersatz-Forderungen der HAM-Seite und hat deshalb Toni Hiltmair als 1860-Geschäftsführer zugestimmt?
Die Löwen in der Krise: Sollten Präsident und Verwaltungsrat geschlossen zurücktreten?
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Die Machtfrage im e.V.: Wer hat das Sagen beim Mutterverein: Beirat oder Verwaltungsrat? Und wozu wurde überhaupt der Beirat in diesem Paragraphen-Dschungel ins Leben gerufen? “Gemäß Ziffer 11.3.6 lit. c der Satzung des Vereins muss das Präsidium die vorherige Zustimmung des Verwaltungsrats einholen, wenn es über die Bestellung von Geschäftsführern in Tochtergesellschaften entscheiden will. Diese vorherige Zustimmung ist nicht nur eine formale Hürde, sondern ein von der Satzung zwingend vorgeschriebenes Instrument, um die Geschäftsführung der KGaA auf eine solide und vertrauenswürdige Basis zu stellen”, schreibt der Verwaltungsrat in seiner Stellungnahme vom Freitag: “Der Verwaltungsrat betont mit Nachdruck, dass er seine Verantwortung gegenüber dem Verein, seinen Mitgliedern und seinen Tochtergesellschaften sehr ernst nimmt. Entscheidungen über derart weitgehende Vereinbarungen bedürfen daher größter Sorgfalt und sollten unter Abwägung aller notwendigen Aspekte getroffen werden. Wir nehmen das Präsidium hiermit in die Pflicht, bezüglich der aufgeworfenen Fragen in den Dialog mit HAM International Ltd. zu treten, um eine tragfähige Lösung unter hinreichender Berücksichtigung der Mitgliederinteressen herbeizuführen.”
Der Zeitpunkt dieser öffentlichen Konfrontation könnte nicht ungünstiger sein: Morgen empfängt der TSV 1860 im ausverkauften Grünwalder Stadion Waldhof Mannheim (14.03 Uhr, db24-Ticker) - und wieder einmal ist bei Sechzig Feuer unterm Dach. Gibt’s morgen ein Plakat für Reisinger in der Westkurve? Alles ist inzwischen möglich bei den Löwen. Auch ein Rückzug des Präsidenten ist rund ein halbes Jahr vor den Neuwahlen denkbar. Und klar ist auch: Anton Hiltmair wird vorerst nicht Geschäftsführer.
db24 meint: Macht ALLE den Weg frei für ein neues Sechzig! Ihr macht diesen wunderbaren Verein zum größten Gespött im deutschen Fußball. Es muss jetzt alles auf den Tisch - auch die Gründe für die Blitz-Entlassung von Oliver Mueller und warum 1860 nicht eigenständig leben kann. Jetzt zieht es nicht mehr, dass immer der vermeintlich böse Onkel aus Abu Dhabi Schuld für die Misere bei den Löwen ist. Ihr habt euch selbst entlarvt!