VON OLIVER GRISS, STEFAN MATZKE UND IMAGO (FOTO)

Dass Meister-Löwe Fredi Heiß (83) einer der noch größten lebenden Legenden des TSV 1860 ist, ist hinlänglich bekannt. Der frühere Nationalspieler ist seit über 70 (!) Jahren Mitglied bei den Löwen - und doch kommt er jetzt nicht mehr mit, bei den jüngsten Entwicklungen an der Grünwalder Straße 114 durchzublicken: Nachdem sich die Aktiven des Muttervereins in den letzten Jahren mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik einen gemeinsamen Gegner ausgesucht hatten, heißt es jetzt auf der Giesinger Kleinkunstbühne: Verwaltungsrat gegen Präsidium. "Das verwirrt mich jetzt, damit habe ich nicht gerechnet. Es wird immer verworrener", erklärte Heiß, der derzeit auf Teneriffa weilt, gegenüber db24: "Präsident und Verwaltungsrat bildeten ja über viele Jahre eine Allianz gegen den Investor, dass man sich schämen musste. Vielleicht hat irgendeiner im Präsidium jetzt bemerkt, dass wir ohne einen Investor nicht überlebensfähig sind und Erfolg um jeden Preis brauchen, um weiter existieren zu können."

Auslöser für den jüngsten Krach im Mutterverein: Die neuerliche Rettung durch Ismaik, der mit seiner Finanzspritze die nächsten zwei Spielzeiten garantiert (es geht im Paket um rund acht Millionen Euro) - dass der Jordanier dafür auch Bedingungen stellt (Geschäftsführung) ist legitim. Das Präsidium hat dem zugestimmt. Die Alternative wäre die Insolvenz gewesen, eine absolute Perspektivlosigkeit und der Verlust vieler Arbeitsplätze.

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Dass der Verwaltungsrat jetzt aufbegehrt und das Präsidium öffentlich kritisiert, kann Heiß nicht nachvollziehen: “Was will der Verwaltungsrat eigentlich? Wie lautet seine Zukunftsprognose? Diese Fragen habe ich den Herrschaften bereits auf der Mitgliederversammlung gestellt. Leider habe ich keine Antwort bekommen.”

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Und weiter: “Es ist schade, dass das Bündnis nicht zum Zug gekommen ist - das hatte einen klaren und vernünftigen Plan. Man kann nicht immer nur gegen den Investor arbeiten, ohne selbst nichts zum Wohl von 1860 beizutragen. Immer nur dagegen zu sein, ohne irgendeinen Lösungsweg zu haben, ist destruktiv, planlos und maximal schädlich für unseren Verein.”

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Dass sich viele Fans an den Investoren aufreiben, versteht Heiß bis heute nicht: “Wir hatten früher auch schon Geldgeber, ohne die wir nie unsere Erfolge feiern hätten können. Damals gab es das Wort Investor nur noch nicht.” Und der frühere Linksaußen nennt Beispiele: “Es waren zu meiner aktiven Zeit so viele Spieler bei Coca Cola angestellt, das hatte alles Präsident Adalbert Wetzel organisiert. Ich habe mal 5.000 Mark Handgeld bekommen, damit ich verlängere. Geld war schon immer im Spiel. Später steckten Roland Holly, Karl Heckl oder das Betonwerk Katzenberger ihr Geld in 1860, damit wir überleben konnten. Und jetzt heißt er eben Ismaik. Wo ist das Problem?”

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Aktuell hat 1860 rund 26.500 Mitglieder - und Heiß sagt: “Würden wir richtig erfolgreich sein, könnte 1860 bestimmt 50.000 Mitglieder mobilisieren. Da kann sich jeder selbst ausrechnen, was beim e.V. hängenbleiben würde. Aber so…” Zumindest ist Heiß jetzt viel wohler als noch vor einigen Wochen in der Haut, dass die größte Gefahr im sportlichen Bereich gebannt ist: “Mit dem Abstieg haben wir glücklicherweise nichts zu tun, da gibt’s Schlechtere.”