Nach Fan-Stress in Essen: Neue Details der Polizei
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (SYMBOL-FOTO)
- 10.12.2024 16:18
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (SYMBOL-FOTO)
Was ist vor und im ICE 727 zurück nach München wirklich passiert an diesem Sonntagnachmittag?Nachdem die Facebook-Seite “Groundhoppers1860” der Polizei den schwarzen Peter nach der Eskalation am Bahnsteig am Essener Hauptbahnhof zugeschoben hat (“unverhältnismässiger und absolut überzogener Einsatz”), hörte sich die Darstellung der Bundespolizeiinspektion Dortmund auf db24-Anfrage freilich ganz anders an. Die Beamten seien mit Dosen und Flaschen attackiert worden. “Des Weiteren wurden die Bundespolizisten mit Schlägen und Tritten angegriffen. Aus diesem Grund setzten die Einsatzkräfte Reizstoffsprühgerät und Schlagstock ein. Es wurden zwei Polizeibeamte leicht verletzt.”
Diese Geschichte wird den TSV 1860 vermutlich noch länger beschäftigen.
db24 hat bei der Bundespolizeiinspektion Dortmund noch einmal nachgehakt - und stellte am Montagabend mehrere Fragen: Die Facebookseite Groundhoppers1860 wirft der Polizei beim Einsatz am Gleis ein völlig unverhältnismässiges Verhalten vor - können Sie diese Sichtweise teilen? Können Sie nach Auswertung des Video-Materials Ihre Vorwürfe gegen die beteiligten Fans am ICE erhärten? Ist es richtig, dass die Polizei alle Löwen-Fans in einem Waggon haben wollte? Warum wurden Absperrmaßnahmen eingerichtet und später Pfefferspray eingesetzt?
Bereits wenige Stunden später bekamen wir die Antwort am Dienstagmorgen - mit neuen Details: “Aufgrund einer stattfindenden Demo konnten die Fußballfans nicht vom Stadion, wie geplant, mittels Shuttle zum Essener Hauptbahnhof gebracht werden. Nach Rücksprache mit der Polizei Essen wurden die Busse dann zum Bahnhof Essen-Dellwig Ost umgeleitet, um so einen Transfer mit der S9 zum Hauptbahnhof zu gewährleisten. Während der Busfahrt wurde bereits die hintere Doppeltür eines Buses entglast. Am Bahnhof Essen-Dellwig Ost beschädigten zudem Unbekannte mit einem Nothammer die Scheiben der Wartehäuschen. Aus diesem Grund war nicht auszuschließen, dass es zu weiteren Beschädigungen oder Übergriffen kommt.”
Und weiter: “Am Bahnsteig wurde zur Verhinderung der Fanvermischung die Absperrung eingerichtet. Hierbei stand den Münchener Fans der hintere Teil des zweiteiligen ICE zur Verfügung. Es handelt sich bei den Absperrmaßnahmen um Standards, welche grundsätzlich das Aufeinandertreffen der verschiedenen Fangruppierungen vemeiden soll. Einzelnen Personen wurde die Versorgung oder das Aufsuchen der Sanitäranlagen gestattet und die Absperrung konnte passiert werden. Die Sichtung der Videoaufnahmen hat ergeben, dass unvermittelt drei Unbekannte versucht haben, diese Absperrung zu durchbrechen. Wenige Sekunden später kam es bereits zu Dosen- und Flaschenwürfen. Die Bundespolizei und die Polizei Essen leiteten Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, tätlichen Angriffs und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sowie gefährlicher Körperverletzung ein. In diesem Zusammenhang laufen die Videoauswertungen und Beweissicherungen.”
Von den Löwen gab es bis Dienstagnachmittag keine Stellungnahme.