VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Wer auf der Plattform Google "Grünwalder Stadion" eintippt, erfährt, dass zur Kultstätte 538.000 Ergebnisse gefunden werden - die Spielstätte ist seit Jahrzehnten DAS Streitthema bei den Münchner Löwen.

War das Grünwalder nach dem Zwangsabstieg 2017 mit der Flucht aus der Allianz Arena noch der große Hoffnungsträger, zumindest für einen bestimmten Personenkreis, ist die Kultstätte inzwischen längst zur großen Belastung geworden. Einerseits ist 1860 durch diese Stadionwahl finanziell limitiert, andererseits sorgt die Spielstätte nicht dafür, dass sich die Profi-Mannschaft wohl fühlt und performt. Festung geht anders!

Die Saisonbilanz im heimischen Grünwalder liest sich wie die eines Absteigers: Von bislang zwölf Partien konnte 1860 nur zwei Spiele auf dem Giesinger Berg gewinnen. So schwach auf der Brust waren die Löwen noch nie in ihrem geliebten Grünwalder. Es ist jetzt die Aufgabe von Trainer Patrick Glöckner dies im Saison-Endspurt zu ändern und mit dem “Heim-Vorteil” den Grundstein für den Klassenerhalt in Giesing zu legen - mit einem Heimdreier am Sonntag gegen Borussia Dortmund II? Patrick Glöckner am Freitagnachmittag: “Wir haben noch 12 Endspiele, wir gehen jedes an, als wäre es unser letztes.”

Zum Vergleich: Im Zweitliga-Abstiegsjahr 2017 landeten die Löwen in der Heimtabelle auf Rang 11 - mit sieben von 17 gewonnenen Partien in der Allianz Arena. Es gibt aber noch eine andere Statistik: Als sich die Blauen im Jahr 2004 nach zehn Jahren am Stück aus der Bundesliga verabschiedeten, waren sie Letzter der Heimtabelle - mit nur fünf (!) Siegen im Olympiastadion.

In dieser Saison fühlt sich 1860 auswärts deutlich wohler als daheim (Zweiter in der Auswärtstabelle punktgleich mit dem Ersten Saarbrücken) - und mit diesem Phänomen ist der Löwe im deutschen Profi-Fußball nicht allein. Auch der Zweitliga-Dritte 1. FC Magdeburg kennt diesen Heimkomplex nur zu gut. Bis zur vorigen Woche konnte der Ost-Klub in seinem Wohnzimmer scheinbar nicht mehr gewinnen, bis Darmstadt kam und mit 4:1 auf den Heimweg geschickt wurde. Es war erst der zweite Sieg vor den eigenen Fans, die das Stadion mit 24.633 Anhänger pro Partie im Schnitt vollmachen.

Die schwache Heimbilanz in Magdeburg steht einer noch besseren Platzierung im Weg. Aber: In der Fremde sammelte der Klub so viele Punkte wie kein anderes Zweitliga-Team und darf deswegen auf den erstmaligen Bundesliga-Aufstieg hoffen. Gut für den FCM: Am Samstag gastiert man in Fürth. Der Sprung auf einen direkten Aufstiegsplatz ist möglich.