VON OLIVER GRISS

Der Fußball-Gott ist  zurück: Publikumsliebling Paul Agostino (36) in der Rubrik “was macht eigentlich…?” über den Druck bei 1860, seine Pläne nach dem München-Comeback und seine größten Momente im Löwen-Trikot

dieblaue24: Herr Agostino, Sie wohnen mittlerweile wieder in München: Warum haben Sie, der Kult-Löwe, Ihre Zelte in Australien so plötzlich wieder abgebrochen?
PAUL AGOSTINO (36): Wir als Familie sind zu dem Entschluss gekommen, dass München unsere neue Heimat werden soll. Wir freuen uns total, dass wir nach vier Jahren wieder zurück sind. Meine Frau (Monika, d. Red.) ist gebürtige Münchnerin, meine beide Töchter wurden hier geboren. Jetzt wissen wir, was uns gefehlt hat: München! Wenn ich an der Isar jogge oder am Gärtnerplatz einen Kaffee trinke, dann geht mir das Herz auf. Das ist für mich Lebensqualität.
dieblaue24: Die Sie zuletzt in Australien nicht mehr spürten?
Nein, das nicht. Aber die Sehnsucht nach München war größer. Australien wird immer meine Heimat bleiben. Ich wollte dort meine Karriere beenden, wo ich sie begonnen hatte.
dieblaue24: Haben Sie schon Pläne, was Sie in München machen wollen?
Ich bin gerade erst aus Australien zurück - ich will mich zunächst einmal wieder richtig einleben in München. Es stehen viele Behördengänge an, dann brauchen wir ein Auto. Und dann ist der Trainerschein geplant, der steht auf meiner Agenda ganz oben.
dieblaue24: Gibt’s möglicherweise ein 1860-Comeback?
Ich schätze diesen Verein sehr, dort habe ich die schönsten zehn Jahre meiner Karriere verbracht. Deswegen schließe ich ein 1860-Comeback nicht aus, auch wenn es nicht ganz oben auf meinem Zettel steht. Vielleicht spiele ich ja schon bald mal bei den Traditionslöwen.

Ihr Abschied von 1860 im Frühjahr 2007 war ja alles andere als fröhlich…
Alle Abschiede sind nicht schön. Aber was damals passiert ist, war schon ziemlich heftig. Als Ausländer warst du zehn Jahre im Verein - und dann wirst du wie ein Paket behandelt: Stempel drauf und Servus! Das hat schon weh getan, aber ich wollte auch keinen Bonus - und bin dann ohne großes Aufsehen gegangen…
dieblaue24: Die Fans haben Sie noch immer im Herzen…
…und das weiß ich sehr zu schätzen. Ich wurde von den Löwen-Fans immer großartig unterstützt. Ich konnte das nie fassen, warum das so ist. In Australien haben mich sogar einige Fans  im Training von Adelaide United im 1860-Trikot besucht. Das konnte meine Mitspieler überhaupt nicht glauben. Als Dankeschön für diese Treue werde ich demnächst mal in der Löwen-Kurve in der Allianz Arena vorbeischauen.
dieblaue24: Was war Ihr größter Moment mit 1860?
Ganz klar: Die beiden Derbysiege in der Saison 1999/2000 gegen den FC Bayern. Das war 1860 auf höchstem Niveau. Ich hoffe nicht, dass die Löwen-Fans auf so ein Spektakel wieder 22 Jahre warten müssen. Ich bin heute noch dankbar, dass ich mit Stars wie Häßler, Max, Zelic oder Vanenburg spielen durfte.
dieblaue24: Der Trainer war damals Werner Lorant - heute ist er arbeitslos und sucht Aufmerksamkeit in der Pro7-Blödelsendung “Die Alm”…
Das ist alles sehr, sehr traurig. Ich habe bei der ersten Sendung auch mal kurz reingeschaut und wollte einfach mal wissen, wie Werner Lorant sich schlägt. Ich habe den Eindruck, dass er sich noch nicht aufgegeben hat. Die Karriere von Lorant zeigt, dass der Fußball eine reine Achterbahnfahrt ist: Mal bist du oben, dann wieder unten. Ich wünsche dem Werner, dass er wieder die tollen Seiten der Branche kennenlernt.
dieblaue24: Die Löwen standen im Frühjahr vor dem finanziellen Kollaps, bis Investor Hasan Ismaik kam und die Privatschatulle öffnete…
Ich will gar nicht daran denken, was passiert wäre, hätte der Verein Insolvenz beantragen müssen. Dank Ismaik können wieder Gehälter bei 1860 bezahlt werden und das ist gut. Trotz Ismaik bleibt das größte Kapital bei 1860 die Fans. Und mit Ismaik erhöhen sich die Chancen, dass 1860 wieder schneller in die Bundesliga kommt. Wir dürfen nicht länger in der Zweiten Liga bleiben, sonst verliert man bald eine ganze Generation an Fans…
dieblaue24: Reiner Maurer ist der Mann, der das Aufstiegswunder verwirklichen soll…
Der Start war trotz des 1:3 in Düsseldorf verheißungsvoll - ich traue Maurer zu, dass er mit 1860 aufsteigt. Sein großes Plus ist, dass er jeden Pflasterstein am Trainingsgelände und jedes Baum an der Isar kennt. Was auch vom Vorteil ist, dass Maurer viel Wert auf fitte Spieler legt - wenn’s danach geht, ist 1860 schon bundesliga-reif. Und Maurer weiß natürlich auch, dass er nur dann ein großer Löwen-Trainer wird, wenn er aufsteigt.