VON OLIVER GRISS

Die Löwen torkeln Richtung Dritte Liga. Wir haben uns vor dem Abstiegs-Endspiel gegen Lautern (heute, 17.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker) mit 1860-Ikone Petar Radenkovic (80) über die Krise seiner Löwen unterhalten. Das Exklusiv-Interview:

dieblaue24: Herr Radenkovic, kommt 1860 aus dem Keller der Zweiten Liga noch raus?

PETAR RADENKOVIC: Natürlich habe ich immer die Hoffnung, aber: Wir sind in einer sehr ernsten Situation - egal, ob wir heute gegen Lautern gewinnen oder nicht. Ich habe das Spiel gegen Karlsruhe im Fernseher gesehen: Das war kopflos, systemlos - und: Es war überhaupt keine Handschrift zu erkennen. Und jetzt kommt auch noch das große Zittern dazu…

Warum ziehen sich diese Probleme bei 1860 wie ein roter Faden durch die letzten Jahre?

Schauen Sie: Wir könnten ein Quiz unter allen Löwen-Fans veranstalten - die Frage: Wer sind alle Löwen-Trainer nach Werner Lorant? Ich wette, dass nicht alle Fans in der richtigen Reihenfolge die Löwen-Trainer aufsagen können. Ich kann mich nur an Friedhelm Funkel erinnern - die anderen? Alles Namenlose. Genau das ist unsere Problematik. Wenn man ständig auf unerfahrene Trainer setzt, braucht man sich nicht wundern, wenn man Jahre später um den Klassenerhalt in der Zweiten Liga kämpft. Diese Politik ist verantwortungslos. Wenn schon eine junge Mannschaft, dann wenigstens einen erfahrenen Trainer als Kopf des Vereins.

Was muss 1860 jetzt tun?

Ohne viel nachzudenken: Felix Magath ist so ein Trainer, der uns jetzt gut zu Gesicht stehen würde. Er kann schon was vorweisen.  Aber das ist nur ein Gedanke von mir. Fakt ist: Wir brauchen einen Mann mit Format - und zwar nicht für sechs Monate, sondern für Jahre. Dieser Trainer muss wahrlich Pionierarbeit leisten.

Die Frage ist: Wie lange können die Löwen noch mit der finanziellen Unterstützung von Hasan Ismaik rechnen?

Das ist eine berechtigte Frage. Ich bin gespannt, welche Ergebnisse nach Ismaiks Besuch vergangenes Wochenende demnächst vom Verein präsentiert werden. Ismaik kann mit der aktuellen Situation alles andere als zufrieden sein. Ismaik ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann – und schmeißt bei 1860 sein Geld zum Fenster hinaus? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Wie könnte man die Löwen aufwecken? 2013 wollte Ismaik dem Verein beispielsweise den ehemaligen englischen Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson schenken…

Das wäre ein cleverer Schachzug gewesen. Damit hat Ismaik seine Bereitschaft signalisiert, dass er groß denkt. Leider hat der Verein die Gedankenspiele mit Eriksson blockiert. Aber das ist typisch für unseren Verein. Jetzt ist aber der Zeitpunkt gekommen, wo Ismaik entscheiden sollte, was gut für den TSV 1860 ist. Schlechter kann’s nicht mehr werden. Ohne Ismaik würde unser Klub möglicherweise auf irgendeiner Münchner Bezirkssportanlage spielen. Also, lasst ihn jetzt machen…

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