VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Der Gänsehaut-Sieg gegen Bochum hat den Kultsprecher verzückt - die Stimme der Löwen macht auch im Abstiegsfall weiter: “Ich habe löwenslänglich - und das sehr gerne”

dieblaue24: Herr Schneider, Sie sind seit 20 Jahren die Stimme des TSV 1860: Wenn man eine Rangliste der emotionalisten Löwen-Spiele aufstellen würde, wo landet der 2:1-Triumph über Bochum, der erst in der 92. Minute durch Stephan Hains Last-Second-Tor fixiert wurde?

STEFAN SCHNEIDER (1860-Stadionsprecher): Dieser Sieg gegen Bochum ist eines der emotionalisten 1860-Spiele der letzten 20 Jahre  - schon allein wegen der Choreo: Erste Hälfte tödlich, zweite Hälfte wunderbar. Und nachdem das wahrscheinlich in einem Jahrzehnt nur einmal vorkommt, dass wir in der Schlussminute das Siegtor schießen, war dieser Moment einfach gigantisch. Das war Adrenalin pur. Das genau sind die Gründe, warum die Fans zu Sechzig München gehen. Solche Momente erlebst du woanders nicht. Das hatte was von Aufstiegseuphorie - dabei ging es nur um drei Punkte in einem Abstiegsspiel. Das war großartig. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was jetzt wäre, wenn das Tor nicht gefallen wäre…

Welches Spiel steht aus Ihrer Sicht in der Gänsehaut-Skala auf Rang 1?

Ganz emotional war für mich der Moment, als Francis Kioyo 2004 den Elfmeter gegen Hertha in der 90. Minute verschoß und wir damit quasi abgestiegen sind. Das hat mich fertig gemacht - auf der Negativseite. Auf der Positivseite fällt mir in erster Linie Meppen ein - und natürlich der erste Derby-Sieg gegen die Roten nach 22 Jahren am 27. November 1999. Thomas Riedl sei dank.

Zeugwart Wolfgang Fendt hatte vor dem Spiel in die Trickkiste gegriffen und die schwarzen Trikots ausgepackt. Aber  auch Sie haben aus Aberglaube ein wenig was verändert: Statt  Mike & Mechanics wurde Peter Gunn Theme als Einlaufmusik gewählt…

(lacht): Die Mannschaft hat nicht wegen der neuen Musik gewonnen - aber ein bisschen Aberglaube gehört beim Fußball einfach dazu. Ob man in schwarzen Trikots spielt - oder neue Musik spielt. In den letzten beiden Heimspielen werden wir das so beibehalten. Dieser Denkanstoß kam auf Wunsch der Fans.

Enttäuschend bleibt die Zuschauer-Resonanz in diesem wichtigen Spiel: Nur 16.000 Fans kamen gegen Bochum in die Arena…

Ich würde mir wünschen, dass es ein paar Fans mehr werden. Ich kann es aber auch irgendwie nachvollziehen, dass in letzer Zeit so wenig kommen: Wir haben in dieser Saison alles andere als attraktiv gespielt, seit Samstag nur drei Heimsiege. Vielleicht ist die zweite Hälfte, die viele Fans nur am TV-Gerät gesehen haben, ein Kick, die Mannschaft in den beiden Spielen gegen Union Berlin und Nürnberg zu unterstützen. Jeder Fan mehr, erhöht die Chance, dass wir gemeinsam den Klassenerhalt schaffen.

Sollte es trotz allem Zusammenhalt am Ende doch in die Dritte Liga gehen: Hören Sie dann auf als Stadionsprecher?

Niemals!  Ich mache auf jeden Fall weiter - ich gehe mit Sechzig überall hin. Egal ob Allianz Arena oder Grünwalder Stadion oder sonstwo hin. Ich habe löwenslänglich - und das sehr gerne.

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