VON OLIVER GRISS

Petar Radenkovic ist inzwischen 80 Jahre alt. Er ist eine Ikone, einer der in den 60er Jahren die ganze Stadt begeistert hat - mit seinen Paraden, seinen  Showeinlagen und seiner unglaublichen Ausstrahlung. Heute lebt der Meister-Torwart von 1966 glücklich in Belgrad. Die Löwen hat der dieblaue24-Kolumnist trotzdem weiter im Blick - und macht sich große Sorgen um seinen Klub. Wir haben den Kult-Torwart von einst vor dem 1860-Gastspiel in Düsseldorf (Samstag, 13 Uhr, dieblaue24-Liveticker) zum 1:1-Interview getroffen:

dieblaue24: Die Löwen kämpfen um den Klassenerhalt: Seit dem Abstieg 2004 war die Lage nicht mehr so ernst an der Grünwalder Straße: Herr Radenkovic, warum muss man sich große Sorgen um 1860 machen?

PETAR RADENKOVIC: Schauen Sie: Wir drehen uns seit über zehn Jahren im Kreis: Der Verein hat fast ausschließlich auf Trainer gesetzt, die aus dem eigenen Nachwuchs kommen - oder auf Trainer, die woanders nicht mehr gefragt waren. Ich kann Ihnen gar nicht mehr alle aufzählen. Das waren zu viele. Gegenfrage: Wo arbeiten diese Leute heute?

Die meisten sind ohne Job…

Sehen Sie! Dass wir jetzt in akuter Abstiegsgefahr sind, ist das Produkt von jahrelanger Misswirtschaft. Das ist nicht auf diese eine Saison zurückzuführen, sondern auf die letzten zehn, 15 Jahre. Es wurden fast ausnahmslos immer die falschen Entscheidungen getroffen, aber das ist Sechzig…

Torsten Fröhling, der aktuelle Trainer, müht sich nach Kräften…

Den aktuellen Trainer kenne ich nicht, dazu kann ich mir kein Urteil erlauben. Ich wünsche ihm alles Gute, dass er den Verein rettet.

1860 hat mit Hasan Ismaik seit vier Jahren einen Investor an der Hand. Schießt also Geld doch keine Tore? 

Seien Sie mir nicht böse, aber diese Zusammenarbeit verstehe ich nicht. Der gute Mann, der uns mit seiner finanziellen Hilfe 2011 vor dem Konkurs rettete, hat über 50 Millionen Euro in dieses Unternehmen gesteckt - und was kam raus? Nichts! Ich begreife das nicht.

Was würden Sie Ismaik jetzt raten?

Wenn Ismaik - vorausgesetzt wir halten die Klasse - im Sommer 15 Millionen in die Mannschaft investiert, dann wäre 1860 die größten Sorgen los. Die Löwen brauchen in der neuen Saison drei Fixpunkte in der Mannschaft, Leadertypen - Spieler, die den Unterschied ausmachen.

Ist es wirklich so einfach?

Wie schnell man was aufbauen kann, sieht man an Hoffenheim. Dieser Klub ist dank eines Investors aus dem Nichts in die Bundesliga gekommen. Diesen Weg wünsche ich mir auch für meine Sechziger. Der Verein braucht endlich wieder eine Perspektive. 1860 muss endlich aus seinen Fehlern lernen. Die Marke 1860 ist zu groß, um immer wieder mit ihr zu experimentieren.

Die Fans leiden.

Wenn man diesem treuen Publikum im Sommer eine Vision aufzeigt, dann sind diese großartigen Fans die ersten, die sagen: Hurra, wir leben wieder! Und wenn ich den Verantwortlichen einen Tipp geben darf: Unsere Fans sind unbezahlbar, enttäuscht sie nicht noch mehr! Der echte Münchner geht eigentlich zu 1860…