VON DOMINIK SAUTER

“Okay, unsere erste Mannschaft schwächelt - aber die Jugend ist unser ganzer Stolz!” In vielen Diskussionen innerhalb von Fanclubs oder im Gespräch mit Arbeitskollegen haben viele Löwen-Anhänger diesen Satz sicherlich schon einmal in irgendeiner Form verwendet oder gehört. Der 1860-Nachwuchs, die sogenannten “Junglöwen”, waren über ein Jahrzehnt das eigentliche Aushängeschild des Vereins und produzierte Bundesliga-Spieler für andere Klubs, während die erste Mannschaft nach dem Bundesliga-Abstieg 2004 immer tiefer stürzte und sich nun in der Regionalliga wiederfindet.

Es ist kein Zufall, dass mittlerweile auch die Leistungen im Jugendbereich immer mehr nachlassen: Die Bundesliga-Abstiege der U19 und U17 sind eine Folge dessen, dass der Verein sich zu lange auf seinen Erfolgen ausgeruht hat und nicht mit der Zeit gegangen ist. Inzwischen ist das Strukturproblem an der Grünwalder Straße unübersehbar. Oft wurde in den letzten Monaten in Aktionsmus verfallen und auch viele falschen Personalentscheidungen in der Nachwuchsabteilung getroffen. Sogar die SpVgg Unterhaching ist inzwischen im Jugendbereich die bessere Adresse, auch weil die A- und B-Jugend beide Bundesliga spielen. Und das will was heißen…

Der Vorteil bei den Vorstädtern: Mit Ex-Löwen-Kapitän Manni Schwabl haben die Hachinger einen Steuermann auf der Kommandobrücke, der nicht nur bei den Eltern der Talente einen ausgezeichneten Eindruck hinterlässt, sondern auch als ehemaliger Bundesliga-Profi große Fußball-Kompetenz mitbringt. Das überzeugt in den Gesprächen.

Die Löwen im Jahr 2017 - von der Wirklichkeit überholt!

Ob man diese Abwärtsentwicklung mit der Trennung von Jugendboss Wolfgang Schellenberg, der laut Geschäftsführer Markus Fauser als “Leistungsträger” geht, stoppt, ist äußerst fraglich. Die Löwen, die als Regionalligist immer noch rund 800.000 Euro in die Jugend investieren, müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie das Wettrüsten der Konkurrenz in den letzten Jahren komplett verschlafen oder vielleicht sogar ignoriert haben. Die Bayern haben kürzlich sogar ein eigenes hypermodernes Jugendzentrum eröffnet, um dem Nachwuchs noch mehr Luxus bieten zu können - und die Löwen? Sie feiern sich für ihre Rückkehr ins marode Grünwalder Stadion und das alterwürdige Löwenstüberl mit seinen Kartenspielern. Da hilft es auch nicht, dass Fußball-Abteilungsleiter Roman Beer bei der letzten Mitgliederversammlung rausposaunt hat, dass “der Löwe lebt”. Das Gegenteil ist der Fall, vor allem der Jugendbereich wankt gewaltig.

Sollte nicht bald ein Umdenken bei den Giesingern eintreten - und dazu braucht man auch Geld und Visionen, wird man sich nur noch über die XXL-Poster im Jugend-Internat (sie zeigen alle großen “Made in Giesing”-Talente wie Volland, Weigl oder die Benders), nicht aber mehr über die Ergebnisse der Junglöwen freuen können.