VON OLIVER GRISS

Noch heute hält Daniel Bierofka einen Rekord bei den Löwen inne. Der 37-Jährige ist der teuerste Verkauf aller Zeiten der Vereinsgeschichte. Im Jahre 2002 wechselte der damalige Flügelflitzer für die Summe von 4,4 Millionen Euro zu Bayer Leverkusen. Mit seinem Wechsel zum Werksklub wurde Bierofka schließlich Nationalspieler, spielte in der Champions League - doch seine große Liebe ist immer der TSV 1860 geblieben.

Fast mehr wert als die damalige Ablösesumme ist die Identifikation von Fan-Idol Bierofka mit seinem Herzensklub. Ihm nimmt man ab, dass seine Treue zu 1860 ehrlich und nicht gespielt ist. Seine Verbindung zu Münchens großer Liebe ist ihm genauso viel wert wie sein Familie. Eine Seltenheit im heutigen Fußball-Business, im dem es mehr um Provisionen und Tricksereien als um Leistung, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit geht. Deswegen war es für Bierofka eine Selbstverständlichkeit, zum zweiten Mal als Feuerwehrmann bei den Profis einzuspringen - wohlwissend, dass seine Retter-Serie (drei Abstiegsendspiele, drei Siege als Chef) akut in Gefahr ist. Doch allen Löwen-Fans muss jetzt bewusst sein, dass Bierofka kein Heilsbringer sein kann, weil die Situation diesmal eine andere ist als zum Showdown im Frühjahr 2016. Bierofka wird in den nächsten Tagen in vielen Einzelgesprächen herausfinden müssen, wer für die Löwen brennt und wer nicht.

Bierofka selbst lebt Sechzig wie kaum ein anderer. Einen Kämpfer mit Stallgeruch und Angriffslust wie ihn nun in der ersten Reihe zu haben, ist für 1860 fast wie ein Sechser im Lotto - weil er im Gegensatz zu vielen Funktionären und Spielern weiß, was es heißt, sich an der Grünwalder Straße richtig einzubringen, damit er dem Verein auch hilft und nicht nur auf der Tasche liegt. So wird Bierofka zur heißesten Aktie von Hasan Ismaik. Dem Investor ist dringend zu empfehlen, dass er das Fan-Idol unter Denkmalschutz stellt und langfristig mit ihm plant.