VON OLIVER GRISS UND RENATE FEIL (MIS-FOTO)

Die Last, die Daniel Bierofka beim TSV 1860 seit Wochen zu tragen hat, ist gewaltig. Obwohl er in kürzester Zeit eine Mannschaft aus dem Boden stampfen musste, ist sein Auftrag von Vereinsseite klar definiert: “Um den Aufstieg spielen!” Dass viele Experten auch das Lied des Durchmarschs anstimmen, passt Bierofka freilich nicht.

Jeder will uns verlieren sehen, damit müssen wir leben

Als dann auch beim 0:0 in Seligenporten der Stadionsprecher in die selbe Richtung ging, blaffte Bierofka zurück: “Wir haben gesagt, dass wir die junge Mannschaft festigen wollen. Bitte informieren Sie sich genauer. Das ist das Problem. Wenn immer von außen erzählt wird, wir müssten jetzt durchmarschieren. So ein Käse.” Und weiter: “Jeder will uns verlieren sehen, damit müssen wir einfach leben.”

Als dann Bierofka - ohnehin schon geladen - auch noch von einem jungen Reporter aus München gefragt wurde, warum der zweitliga-erfahrene Jan Mauersberger nicht zum Zug gekommen sei, lief der Ex-Nationalspieler zur Hochform auf: “Willst du jetzt eine Geschichte machen, oder was? Hör auf zu fragen! Es spielen nicht immer die elf besten Spieler, sondern ich entscheide situativ nach Gegner. Und situativ stelle ich die Spieler zusammen, die am besten zum Gegner passen. Deswegen entscheide ich mich so. Ist das in Ordnung?”

Bierofka macht den Lorant. Um seine Mannschaft zu schützen, zieht der 1860-Trainer aus Erfahrung die selben Register wie in den 90er Jahren sein Ex-Coach, der den TSV 1860 seinerzeit von den Niederungen der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation geführt hatte. Bierofka selbst ist zwar erst am Anfang seines Weges, doch er hat bereits viele Parallelen zu Lorant. Das Herz. Die Leidenschaft. Die Impulsivität. Die Willenskraft.

Dass seine Löwen in Seligenporten nicht über ein 0:0 hinauskamen, kann Bierofka durchaus verkraften: “Man muss auch mal mit so einem Ergebnis leben. Wir haben vorher vier Spiele in Folge gewonnen. Wir haben jetzt 19 Punkte von 24 möglichen Punkten. Wir dürfen jetzt nicht wieder anfangen, in Depression zu verfallen…”