VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

“Sechs Aufreger, sechs Fehlentscheidungen”, titelte dieblaue24 nach dem Skandal-Auftritt von Schiedsrichter Justus Zorn beim 1:1 gegen Halle. Babak Rafati, ehemaliger Fifa-Schiedsrichter, hat bei seiner Analyse für liga3-online.de nur fünf strittige Situationen gesehen, u.a. hätte aus seiner Sicht der verschossene Elfmeter von Sascha Mölders wiederholt werden müssen. “Bei Strafstößen laufen Spieler häufig zu früh in den Strafraum, was von Schiedsrichtern aber ignoriert wird. In diesem Fall laufen Spieler beider Mannschaften zu früh in den Strafraum, sodass regeltechnisch eine Wiederholung des Strafstoßes angeordnet hätte werden müssen”, erklärte Rafati.

Eine Fehlentscheidung sei für den ehemaligen Top-Schiri auch der Elfer für Halle gewesen. “Weeger will Manu nur stellen, bemerkt dabei jedoch, dass Manu auf ihn zuläuft, will in der Folge kein Risiko eingehen und zieht sein Bein zurück. Es kann sein, dass es im Bewegungsablauf zu einem ganz leichten Kontakt kommt, jedoch würde dieser nicht ausreichen, um zu Fall zu kommen – und das auch noch so spektakulär. Manu nimmt die Gelegenheit dankend an und kommt theatralisch zu Fall. Das ist natürlich kein Foulspiel, sondern eine Schwalbe. Hier hätte es eine gelbe Karte gegen Manu und einen indirekten Freistoß für 1860 München wegen einer Unsportlichkeit geben müssen.”

Regelkonform war für Rafati auch das vermeintliche 1:0 von Phillipp Steinhart, dem jedoch Schiedsrichter Zorn die Anerkennung verweigerte. “Zum Zeitpunkt des Abspiels von Mölders steht Steinhart deutlich nicht im Abseits, der Assistent zeigt trotzdem eine Abseitsposition an. Allerdings etwas zeitverzögert, was oftmals im Ergebnis falsch ist, wenn es nur diese eine Szene zu bewerten gibt und nicht noch andere Spieler involviert sind. Eine Fehlentscheidung, den Treffer für 1860 nicht anzuerkennen, da kein Abseits vorgelegen hat”, erklärt Rafati.

Absolut berechtigt sei aus Rafatis Sicht dagegen überraschenderweise der Elfmeter zum 1:1 gewesen, nachdem HFC-Keeper Eisele den eingewechselten Stefan Lex im Strafraum rammte. “Auch wenn Eisele den Angreifer natürlich nicht bewusst im Gesicht treffen will, nimmt er den folgenden Kontakt dennoch billigend in Kauf, sodass dieses Vergehen rücksichtslos und letztlich ein Foulspiel ist”, sagt Rafati und bemerkt: “Das war eine vollkommen richtige Entscheidung, einen Strafstoß zu geben und den Torhüter zusätzlich dafür die gelbe Karte zu zeigen.”

In der Schlussphase übersah Zorn zudem einen klaren Handelfer, nachdem Bahn eine Bekiroglu-Flanke verhinderte. Rafati dazu: “Ein klares Handspiel und somit eine klare Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen und keinen Strafstoß für 1860 sowie keine gelbe Karte gegen Bahn zu geben.”

Eigentlich müsste sich spätestens jetzt Halle-Trainer Torsten Ziegner dafür entschuldigen, dass er nach dem 1:1 im Grünwalder von Betrug an seiner Mannschaft sprach…