VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Hat die Dritte Liga eine Zukunft?

“In der öffentlichen Wahrnehmung, ihrer Organisation und ihrer Infrastruktur hat sich die 3. Liga seit ihrer Gründung extrem gut entwickelt”, sagt Tom Eilers, Vorsitzender des Ausschusses 3. Liga, gegenüber dfb.de: “Wenn ich an die Anfänge im Sommer 2008 zurückdenke, als die Liga gegründet wurde, war das in dieser Form nicht abzusehen. Die 3. Liga ist eine super Liga und hat sich als eingleisige Profispielklasse bewährt, das ist nach zwölf Jahren klar festzuhalten.” Gleichzeitig betont Eilers auch: “Wirtschaftliche Unvernunft ist aktuell eine noch schlechtere Idee, als sie es sonst ohnehin schon ist. Ungeachtet dessen müssen wir weiterhin versuchen, die Vermarktungspotenziale und Erlöse für die Klubs zu verbessern. Das haben wir uns bereits vor Corona als eines der wichtigsten Ziele für die 3. Liga im Ausschuss gesetzt.” Die Liga, so Eilers, bewege sich “zwischen Hoffnung und Existenzkampf”.

Erstaunlich: Die Gesamterträge pro Klub erhöhten sich auf einen neuen Höchststand - im Schnitt waren es 10,8 Millionen Euro pro Klub. Zugleich stiegen auch die Gesamtaufwendungen. Dies führte in Summe wirtschaftlich zu einem erneut negativen Gesamtergebnis. Im Durchschnitt wurde in der Dritten Liga ein Fehlbetrag von durchschnittlich 1,6 Millionen Euro pro Klub verzeichnet - knapp 100.000 Euro mehr als in der Saison zuvor. Sechs von 19 Klubs (ohne FC Bayern II) erzielten in der abgelaufenen Saison einen Überschuss. Zwölf von 19 Klubs (ebenfalls ohne Berücksichtigung von Bayern II) verfügten zum Stichtag 31. Dezember 2019 über ein positives Eigenkapital.

Zwischen dem Mitteleinsatz beim Personal für den Spielbetrieb und dem sportlichen Erfolg war 2019/2020 häufig kein kausaler Zusammenhang zu erkennen - zumindest nicht in den beiden oberen Tabellendritteln. Bei der Analyse wurden hier ein Cluster mit drei Gruppen gebildet: Klubs auf den Plätzen 2 bis 7 in der Abschlusstabelle, Platz 8 bis 13 sowie Platz 14 bis 20. Gruppe 2 (Platz 8 bis 13) investierte hierbei im Durchschnitt für das Personal im Spielbetrieb 5,14 Millionen Euro, in der sportlichen Spitzengruppe waren es 4,73 Millionen. Der Etat des TSV 1860 liegt in dieser Saison bei rund 3,6 Millionen Euro.

Ohne Corona hätte die Saison zudem einen weiteren Publikumsrekord beschert. Bis zum 27. Spieltag und dem Lockdown waren im Schnitt 8699 Zuschauerinnen pro Spiel in die Stadien gekommen. Am Ende blieb es bei insgesamt 2,348 Millionen Besucherinnen, dies ergab für die Gesamtsaison einen Durchschnitt von 6181. Es ist der vierthöchste Wert seit Gründung der 3. Liga im Jahr 2008 - obwohl die letzten 110 der 380 Spiele ohne Publikum in den Stadien ausgetragen werden mussten.