VON MARCO BLANCO UCLES, ULI WAGNER UND IMAGO (FOTOS)

Sportlich hatte der 3:1-Erfolg der Löwen gegen Waldhof Mannheim am Freitagabend keinerlei Bedeutung mehr…

Vermutlich lag es auch daran, dass im Anschluss kaum über die Leistung von Referee Mitja Stegemann (db24-Note 4) gesprochen wurde. Der 34-Jährige erwischte nicht seinen besten Abend, lag einige Male entscheidend daneben.

Zumindest, wenn es nach Babak Rafati geht. Der 52-Jährige Ex-FIFA-Referee analysiert für das Online-Portal “liga3-online.de” Woche für Woche die strittigen Szenen der Drittliga-Partien. Rafati erklärt, warum Stegemann in drei von vier strittigen Szenen an diesem Abend daneben lag. Zweimal wurden dabei die Löwen bevorzugt, einmal benachteiligt. Die Erklärungen im Wortlaut:

Szene 1: Pascal Sohm wird im Mittelfeld von Quirin Moll gehalten, verliert den Ball und moniert Foulspiel. Schiedsrichter Mitja Stegemann lässt weiterlaufen, aus dem Angriff fällt das 2:0.

Rafati: “Bei diesem Zweikampf wird Sohm von Moll im Mittelfeld länger gehalten, und dadurch kommt es zu diesem Fehlpass trotz geringen Abstands zum Mitspieler. Diesen Zweikampf muss der Schiedsrichter wegpfeifen, weil das ein Foulspiel ist. Somit wäre es nicht zum anschließenden Treffer gekommen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen und das Haltevergehen von Moll ungeahndet zu lassen.”

Szene 2: Nachdem Fridolin Wagner nach einem Foulspiel gegen Marcel Bär (1860) die gelbe Karte gesehen hatte, steigt er mit offener Sohle gegen Fynn Lakenmacher ein, kommt aber mit einer Ermahnung davon.

Rafati: “Die erste gelbe Karte gegen Wagner wegen eines Foulspiels an Bär ist unstrittig und absolut richtig. Bei der zweiten Aktion rutscht er in den Zweikampf, verfehlt den Ball und trifft stattdessen seinen Gegenspieler Lakenmacher in die Beine. Wenn ein Spieler in Kauf nimmt, den Gegenspieler mit dieser Spielweise zu treffen und es auch noch zum Vollzug kommt, kann es nur die gelbe Karte geben. Da gibt es absolut keinen Ermessensspielraum. In dieser Aktion hätte es zwingend die gelbe Karte gegen Wagner geben müssen, die aufgrund der gelben Karte zuvor zu einer gelb-roten Karte geführt hätte. Eine Fehlentscheidung, diese Ampelkarte nicht auszusprechen.”

Szene 3: Marten Winkler wird auf der Strafraumlinie von Semi Belkahia gefoult. Statt Strafstoß gibt es Freistoß.

Rafati: “Bei diesem Zweikampf am Strafraum legt sich Winkler den Ball an Gegenspieler Belkahia vorbei. Dieser läuft hinterher, nimmt das Bein heraus und trifft Winkler am rechten Knie – auch, wenn er womöglich einen Kontakt nicht beabsichtigt und das Bein sogar eher wegziehen will. Dennoch ist das ein Foulspiel, weil die Absicht beim Foulspiel keine Rolle spielt. Der Kontakt ist auf der Strafraumlinie, und diese gehört zum Strafraum. Somit hätte es einen Elfmeter statt eines Freistoßes geben müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt.

Für den Schiedsrichter ist es aus der Position, in der er sich befindet, jedoch unmöglich, den tatsächlichen Ort auszumachen. Daher kann man ihm keinen Vorwurf machen. Hierbei könnte, wenn überhaupt, der Assistent helfen, weil er aufgrund seiner Grundposition seitlichen Einblick hat. Dabei muss man aber auch ihm zugutehalten, dass es auch für ihn schwierig ist, aufgrund seiner relativ großen Distanz zum Zweikampf zu erkennen, ob überhaupt ein Kontakt zustande kommt oder nicht. Somit kann man auch ihm keinen Vorwurf machen. Das wäre ein klarer Fall für den VAR, den es aber in der 3.Liga nicht gibt. Übrigens wäre bei einer Elfmeterentscheidung die gelbe Karte richtig, weil der Zweikampf ballorientiert ist und es keine Dreifachbestrafung (Elfmeter, rote Karte und Sperre) gibt. Bei einer Freistoßentscheidung wiederum hätte es die rote Karte geben müssen, da die beiden Verteidiger nicht mehr hätten entscheidend eingreifen können.”

Szene 4: Im Anschluss an eine Ecke bekommt Yannick Deichmann (1860) den Ball an die Hand, Stegemann gibt Elfmeter für Mannheim.

Rafati: “Der Ball ist in der Luft, und als er herunter fällt, nimmt Deichmann den Arm unnatürlich heraus und bekommt das Spielgerät an den Arm. Das ist eine Vergrößerung der Körperfläche, und somit liegt ein strafbares Handspiel vor – auch, wenn es im ersten Anschein sehr unspektakulär aussieht. Eine richtige Entscheidung, den Elfmeter zu geben.”