VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Als die dreistündige Veranstaltung von Pro1860 in der nur zu einem Drittel gefühlten VIP-Alm beendet war, schnappte sich Überraschungsgast Fredi Heiß (83) den amtierenden Verwaltungsrat Dr. Markus Drees, der seit vielen Jahren für den derzeitigen Kurs steht. "Ich habe mit verschiedenen Köpfen aus dem Pro-Lager diskutiert und wollte wissen, warum die Situation so ist wie sie ist und die Gräben so tief sind. Ich habe mir viele Meinungen angehört. Der Tenor: Es heißt immer wieder, Ismaik würde alles behindern."

Und trotzdem war der Meister-Löwe von 1966 überrascht vom durchaus angenehmen Umgang am Donnerstag, wie er gegenüber db24 bilanzierte: “Es war ein erstaunlich ruhiger Ablauf im Verhältnis, was ich schon in der Vergangenheit schon erleben musste. Es war ein konstruktiver Abend mit kritischen Fragen, aber alles deutlich über der Gürtellinie. Mir hat die Präsentation von Professor Klaus Lutz mit am besten gefallen. Er ist einer, der bei 1860 anpacken will. Er hat Reputation, ist selbstbewusst und kann Brücken bauen. Als 1860 darf man sich so eine Chance aus meiner Sicht nicht entgehen lassen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass er sich 1860 für ein Amt zur Verfügung stellt. Er könnte auch zum Golf spielen gehen und seinen Lebensabend genießen.”

Heiß’ Fazit nach der Veranstaltung, bei der sich 19 von 24 Kandidaten stellten: “Es kann so nicht weitergehen wie in den letzten Jahren. Der e.V. braucht wieder eine Führungsperson, die über den Dingen steht, die den Verein und vor allem aber den Profifußball lenken kann. Der sportliche Erfolg tritt auf der Stelle. Deswegen brauchen wir Veränderung. Es kann nicht so bleiben wie es aktuell ist.”

Seine Forderung: “Wir brauchen Fußball-Taktik seitens des e.V. Das wäre am wichtigsten und die haben wir nicht. Ich wünsche mir viel mehr Präsenz vom Präsidium. Wir brauchen eine Integrationsfigur, das ist in anderen Vereinen auch so. Was ich von der Veranstaltung mitgenommen habe: Es gibt auch auf Pro-Seite Menschen, die gerne wieder erfolgreichen Fußball sehen wollen würden. Der Fußball muss wieder die Nummer 1 werden und nicht die Politik oder die Funktionärstaktik. Das braucht kein Mensch!”

Heiß muss es schließlich wissen: Seit genau 70 Jahren ist der Kult-Löwe Mitglied bei 1860 München. Er war einer der besten Spieler der Geschichte, Funktionär zu Bayernliga- und Erstligazeiten - und ist dem Verein über all die Jahrzehnte treu geblieben. “Es steht für mich eindeutig fest, dass 1860 einen Investor braucht. Schon zu meiner Zeit wurden verschiedene Spieler von Firmen bezahlt, weil der Verein das nicht allein im Kreuz hatte. Bei 1860 mussten immer wieder reichen Menschen einspringen, wie zum Beispiel Karl Heckl…”

Dass dem zurückgetretenen Vize-Präsidenten Hans Sitzberger so übel mitgespielt worden ist, gefällt Heiß gar nicht: “Das muss lückenlos aufgeklärt werden. Der Mann hat so viel für 1860 geleistet.”