VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Es war ein Moment, der faire Sportsmänner beim 1:3 gegen Stuttgart 2 die Zornesröte ins Gesicht treibt. Als Dominik Nothnagel, Kapitän der jungen wilden VfB-Mannschaft, nach einem gewonnenen Zweikampf gegen Lukas Reich in der eigenen Hälfte sofort abzog, segelte der 60-Meter-Ball über Löwen-Torwart Rene Vollath und schlug zum entscheidenden 0:3 im Kreuzeck ein. Und sofort kamen peinliche Rufe aus dem Gäste-Block, aber auch von der Haupttribüne: "Hiller, Hiller, Hiller." Für Fans ohne Fußball-Expertise ein Torwartfehler, für Fachmänner dagegen eine Situation, die zwar doof aussieht, aber bei der den Torwart keine Schuld trifft. Im Profibereich stehen die Torhüter bei diesem Spielverlauf generell hoch, es sei denn, sie greifen kurz nach der Wasserflasche im Tornetz...

So oder so: Der TSV 1860 hat schon nach dem zweiten Spieltag eine Personaldiskussion, die keiner braucht: Die Löwen hatten kurz vor Saisonstart Vollath aus Unterhaching verpflichtet - gegen eine Ablöse von rund 100.000 Euro. Auch um Persönlichkeit und Erfahrung ins Team zu holen. Sehr zum Leidwesen von Aufstiegsheld Marco Hiller, dem letzten verbliebenen Spieler von 2018 im Kader. Der 27-Jährige ist der Liebling der Kurve - und seit jeher ein Politikum im Verein. Hiller ist ein ordentlicher Drittliga-Torwart, aber auch nicht mehr.

Die “AZ” schrieb zuletzt: “Weil es bei einem Traditionsverein wie beim TSV mit einem turbulenten Umfeld niemals nur um Sport geht, fordern manche Anhänger schon jetzt, dass das nicht minder begabte 27-jährige Eigengewächs, vielleicht (noch) nicht ganz so komplett wie Vollath, wieder zum Stammtorhüter beordert werden soll. Ist das noch Leistungsprinzip oder schon Vetternwirtschaft?”

Gianniks’ kurzes Fazit gegenüber “MagentaSport”: “Dieses Fass wollen wir gar nicht erst aufmachen.” Heißt: Der angeschlagene Trainer steht zu seinem Einser-Goalie - doch was passiert, sollten die Löwen noch länger erfolglos bleiben? Die Fans werden bestimmt nicht ruhiger…

Hiller-Kontrahent David Richter hatte in der Sommerpause die Flucht in Richtung Osnabrück angetreten, weil er nicht länger Lust hatte, Teil dieses Giesinger Politikums zu sein. Dabei war er erst im Sommer 2023 von Kickers Offenbach ablösefrei an die Grünwalder Straße gewechselt - und hatte bei seinen ersten Einsätzen sofort bewiesen, dass er mit seinen 24 Jahren ein großes Torwart-Talent ist und im Gesamtpaket vor Hiller steht. Dennoch verließ er durch die Hintertür die Löwen.