VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Wenn am Freitag die erste Hauptrunde des DFB-Pokals mit der Partie zwischen Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm und Rekordsieger FC Bayern eröffnet wird, ist der TSV 1860 wieder einmal nur Zuschauer: Die sportlichen Leistungen waren in der vergangenen Saison zu schwach, um sich für den lukrativen Wettbewerb zu qualifizieren. In der Liga wurde 1860 nur 15., im Landespokal scheiterte man frühzeitig am Bayernligisten Pipinsried. Zum zweiten Mal in Folge haben es die Löwen nicht gepackt.

So entgeht dem Altmeister aus dem Stadtteil Giesing nicht nur die Pokal-Antrittsprämie von 209.453 Euro, sondern auch rund die Hälfte der Einnahmen aus einem ausverkauften Grünwalder Stadion.

Das Alternativ-Programm für die Löwen heißt: Toto-Pokal. Über diesen Weg könnten sich die Blauen am schnellsten für den DFB-Pokal qualifizieren. Nach dem 18:0 in Kasendorf bräuchte 1860 jetzt nur noch fünf Siege, um in der nächsten Saison dabei zu sein. Heute um 17 Uhr muss die Giannikis-Elf zum Bezirksligisten FC Thalhofen ins Ostallgäu (Austragungsort: Marktoberdorf). “Die Vorfreude ist maximal groß. Es ist eine große Ehre, in einem Pflichtspiel gegen die Münchner Löwen antreten zu dürfen. Das ist ein Jahrhundertspiel für unseren Verein”, sagt Florian Sprenzel, Abteilungsleiter des Amateurklubs, gegenüber db24.

Die Ost-Allgäuer, bei denen Ex-Löwen-Torjäger Kevin Volland das Fußball spielen gelernt hat, sind nicht zu unterschätzen: In der ersten Runde warfen sie Bayernligist TSV Kottern mit dem 2:0-Triumph aus dem Wettbewerb - jetzt will man zumindest die Löwen ein bisschen ärgern. “Der Pokal hat seine eigenen Gesetze”, erinnert Sprenzel: “Abschlachten lassen wir uns nicht.” Seit 2018 spielt Thalhofen in der Bezirksliga, im Mai verpasste der Klub in der Relegation den Aufstieg in die Landesliga, als man an Illertissens Zweitvertretung gescheitert ist.

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Sprenzel (34) ist zwar bekennender Bayern-Fan, lobt aber explizit die gute Zusammenarbeit im Vorfeld des Pokalhits mit den Löwen. “Das war im organisatorischen Bereich alles sehr professionell”, hat Sprenzel anerkennende Worte für die Sechzger übrig. Trotzdem findet der Thalhofener Spartenleiter es schade, dass es in München keine Derbys mehr zwischen Rot und Blau gibt. Schuld daran sei für Sprenzel “das Missmanagement in der Führungsetage”: “Seit Jahren werden bei 1860 die falschen Entscheidungen getroffen. Aber dieses Phänomen gibt es auch bei vielen anderen Klubs.” Dass München so schnell mal wieder ein Stadtderby erleben darf, daran hat Sprenzel seine Zweifel: “Das ist noch ein langer Weg. Ich würde mich aber freuen, wenn die Löwen positiv überraschen.” Wenn Sprenzel an die Sechzger denkt, dann in erster Linie wegen eines Tandems: Karl-Heinz Wildmoser und Werner Lorant - das waren die Löwen, wie ich sie kennengelernt habe.”

Auch mit seinen Bayern geht Sprenzel hart ins Gericht: “Was in den letzten Jahren bei uns passiert, sehe ich kritisch. Wenn der Trainer zweimal verliert, dann ist Unruhe drin. Es soll ja so eine Statistik geben, da ist Bayern im Trainer-Verschleiß die Nummer 3 in Europa. Gefühlsmäßig lässt sich der Verein aus meiner Sicht zu sehr von den Medien lenken - das gefällt mir nicht. Man muss jetzt die neue Generation einfach mal machen lassen - und die Alten sollen sich raushalten. Man kann Uli Hoeneß ja zurate ziehen, aber mehr auch nicht mehr. Hoeneß sollte einfach loslassen!”

Doch das ist nicht das Thema am heutigen Feiertag, sondern allein das Duell zwischen Thalhofen und 1860. Sprenzel: “Wir hatten nur sechs Tage Vorbereitung. Wir rechnen mit 3.000 bis 3.500 Fans.” Dass die Allgäuer die Löwen überhaupt bekommen haben, lag übrigens an der DJK Hain, die aufgrund der Kirchweih im Ort den FC Ingolstadt wählte. Sprenzel: “Das war wirklich ein feiner Zug der Hainer, aber sie kamen ja bereits im letzten Jahr in den Genuß, die Löwen begrüßen zu dürfen. Jetzt sind wir dran (lacht)…”