VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Am Montagnachmittag postete die Medienabteilung des TSV 1860 einen kurzen Video-Beitrag. Aufklärung zum verspäteten Dresden-Anpfiff? Entschuldigung der Spieler an die Fans für die Minderleistung seit Saisonbeginn? Ein neuer Namensgeber für das NLZ? Nein! Die Sequenzen zeigen das bayerische Alpenvorland, mit einem Wiesn-Gespann mit vier geschmückten Pferden, das alte Bierfässer transportiert. Untermalt ist das Ganze mit zünftiger Wiesn-Musi. Zum Abspann stellt 1860 die Frage: "Na, was werden wir morgen um 18 Uhr enthüllen?"

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Die Antworten der User auf dem eigenen Insta-Kanal sind vielschichtig. Timo S. schrieb: “Neuer Trainer? Neuer Präsident? Ein Zukunftsplan? Ein neues Stadion?” Nadine S.: “Hoffentlich den Rücktritt des Präsidenten.” Sebastian M. meinte: “Bestimmt wird unser Stern am Himmelszelt die Auswahl der Sponsoren präsentieren, so wie es sich für einen Präsidenten gebührt. Sechzig zu vermarkten, ist nicht schwer.” Oder Thomas H. frotzelte: “Hasan hat ein neues Haus in den Bergen gefunden - mit Kutsche und Löwenzoo.” Kreativ sind sie, die Löwen-Fans - das muss man ihnen lassen. Tatsächlich ist es aber so, dass die Blauen kurz vor dem Oktoberfest-Beginn ihr neues Wiesn-Trikot präsentieren.

Soll man Löwen-Trainer Agis Giannikis das Spiel in Bielefeld noch geben?

Umfrage endet am 01.10.2024 08:00 Uhr

Dabei hat der TSV 1860 derzeit ganz andere Probleme: Sportlich steht die Mannschaft am Abgrund: Fünf Spiele, vier Niederlagen - Platz 19. Und jetzt titel der “Merkur”: “Giannikis wackelt”. Der langjährige Reporter Uli Kellner schreibt, wohlwissend, dass Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner noch vor einigen Wochen Giannikis zu den besten Drittliga-Trainern zählte: “In den Gremien wird sehr wohl über die sportliche Krise beraten. Am Geld wird ein Trainerwechsel wohl nicht scheitern, doch so weit ist es noch nicht. Dass Giannikis noch Bielefeld bekommt, ist wahrscheinlich, bei einer weiteren Niederlage stehen die Zeichen auf jedoch auf Trennung.”

Endspiel für Giannikis?

Kurios: Am Samstag nach dem 2:3 gegen Dynamo Dresden sagte Geschäftsführer Dr. Christian Werner noch gegenüber “MagentaSport”: “Es ist jetzt ganz arg wichtig, ruhig zu bleiben.” Doch im Hintergrund sind sie längst nicht mehr ruhig, denn die Bosse spüren langsam aber sicher: Die Stimmung ist immer mehr am Brodeln - und je länger sie dem Treiben zuschauen, desto stärker geraten auch sie selbst in die Kritik. Auch im Lager der Ultras herrscht inzwischen große Enttäuschung.

Ein Trainer-Rauswurf wäre aber auch ein Eingeständnis an die eigene (längst gescheiterte) Politik: Alle Personal-Entscheidungen seit November 2023 wurden ohne Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik getroffen - der Verein steht vor seinem selbst verursachten Scherbenhaufen. Mit Oliver Mueller hat man sich nach nur 215 (!) Tagen getrennt, und Dr. Christian Werner steht auch massiv unter Druck. Beide Geschäftsführer wurden mit 50+1 eingesetzt.

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Aber zurück zum immer mehr ratlos wirkenden Giannikis: Der Deutsch-Grieche, der viel zu lieb für 1860 ist, hat von den letzten 16 Drittligaspielen nur drei (!) gewonnen. Saisonübergreifend wurden gar die letzten fünf Heimpartien alle verloren. Dass der 44-Jährige mit dieser erschreckenden Bilanz überhaupt noch weitermachen darf, ist erstaunlich. Hintergrund könnte sein, dass man Giannikis das Spiel am Samstag auf der Bielefelder Alm noch gibt, damit theoretisch der neue Übungsleiter ein vermeintlich leichteres Spiel zum Start gegen Hannover II bekommt. Sollte es so kommen, würde Giannikis beim offiziellen Wiesn-Besuch der Mannschaft gar nicht mehr dabei sein - und genau das hatten besorgte Fans im Trainingslager in Windischgarsten angesichts der viel zu lockeren Einheitein in Oberösterreich bereits prophezeit: “Der Giannikis erlebt die Wiesn nicht.” Heute um 15 Uhr wird Giannikis das öffentliche Training an der Grünwalder Straße 114 leiten - dies gilt als gesichert.

Welcher Trainer könnte 1860 jetzt helfen?

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