VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

99502.jpgWenn Olaf Bodden Bielefeld hört, dann springt er sofort an. “Ende der 90er Jahre haben wir in der Bundesliga mal 3:2 dort gewonnen”, erklärte der frühere Top-Torjäger des TSV 1860 am Freitagmorgen gegenüber db24: “Es war mein zweites Spiel von Beginn an nach meiner Krankheit. Ich habe alle drei Tore gemacht und bin nach 70 Minuten runter vom Platz.”

Diese Krankheit hat ihn bis heute nicht losgelassen. Der 56-Jährige hat kein normales Leben, kann seine Wohnung in Trudering nur selten verlassen. “Es ist alles unverändert”, sagt er: “Aber ich weiß inzwischen damit umzugehen.” Als ihn db24 am Handy erreicht, hatte ihn gerade sein alter Fußball-Kumpel Stefan Brasas besucht.

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Die Löwen hat Bodden weiterhin im Blick, jedoch findet er nichts Positives. “Die Spitze unseres Vereins ist beschämend”, sagt der frühere Löwen-Profi: “Wenn man überlegt, wo 1860 früher stand und jetzt steht, ist es nur noch zum Schämen. Seit sieben Jahren tritt dieser Verein nicht nur auf der Stelle, es verschlechtert sich alles von Jahr zu Jahr. Es passiert nichts: Keine Struktur! Keine Idee! Und sie haben es immer noch nicht geschafft, sich mit dem Investor auf einen Weg zu einigen. Es ist zum Heulen! Wo soll das enden? Wieder in der Regionalliga? Solange diese “Führung am Werk ist, wird das nichts mehr.”

Wie sieht Bodden explizit Präsident Robert Reisinger? “Ich kenne ihn nicht persönlich. Was ich aber sehe, dass 1860 unter Reisinger keinen Millimeter vorangekommen ist. Ich sehe nur die Leistung von 1860. Wenn mir jemand andere Argumente nennt, höre ich mir das gerne an. Meine Meinung werde ich aber nicht ändern.”

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Dass Fredi Heiß, Bernd Patzke, Bernhard Winkler und Michael Hofmann mit ihrem Verein längst auf Distanz gegangen sind und teilweise die Mitgliedschaft zurückgegeben haben, kann Bodden durchaus nachvollziehen:
“Das ist ein Signal. Die Fans sollten sich mal überlegen, warum das so Ultra-Löwen wie Heiß, Patzke oder Winkler machen? Das machen die nicht ohne Hintergrund. Ich verstehe die Fans, die sagen: ‘Einmal Löwe, immer Löwe’, aber irgendwann sollte man sich als Fan auch hinterfragen, was mit seinem Verein gemacht wird. Deswegen kann ich die Konsequenz von Fredi Heiß oder Bernhard Winkler nachvollziehen. Wenn der Verein sich einer spürbaren Veränderung stellt und offen für einen Neuanfang ist, kann man ja wieder zu den Spielen gehen oder eine neue Mitgliedschaft unterschreiben.”

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Nicht nur politisch, sondern auch sportlich macht sich db24-Tippexperte Bodden (“Mein Wunsch wäre ein 1:1 in Bielefeld”) große Sorgen um seinen Ex-Verein. “1860 hat in dieser Saison alle drei Heimspiele verloren. Wir konnten früher im Grünwalder Stadion eigentlich gar nicht verlieren! Wir waren eine Heimmacht. Aber diesen Nimbus hat 1860 inzwischen komplett abgelegt. Je länger wir da unten drinstehen, desto schwieriger wird es, die Klasse zu halten.”

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Und dass das Dresden-Spiel im nachhinein schön geredet wird, dafür hat Bodden wenig Verständnis. “Viele sagen: ‘Wir haben gut gespielt gegen Dresden.’ Bitte was? Ein Fußballspiel bewertest du nicht über fünf Minuten, sondern über die komplette Spielzeit. Nicht umsonst hat Dresden 3:1 geführt…”