Dr. Werner über Lizenz-Angst bei 1860: "Schlaflose Nächte"
- VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)
- 05.11.2024 09:17
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VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)
Es gibt definitiv leichtere Jobs als den von Dr. Christian Werner. Nach dem 3:0-Auswärtscoup in Sandhausen durfte der alleinige 1860-Geschäftsführer sein Herz im MagentaSport-Podcast 4zu3 u.a. mit Kult-Reporter Thomas Wagner (u.a. Sky, RTL, MagentaSport) ausschütten. Der 43-Jährige, der einst dreimal als Sportdirektor abgelehnt wurde, um dann Geschäftsführer zu werden, sprach dabei über:
den überraschenden Dreier in Sandhausen: “Ich wäre ein schlechter Geschäftsführer, wenn ich nicht an den Erfolg meiner Mannschaft glauben würde. Man muss zur Einordnung des Spiels sagen, dass wir viele Sachen gesehen haben, die sehr gut waren. Aber es war in Cottbus nicht alles so schlecht, wie das Ergebnis anmuten lässt. Und jetzt das 3:0 hört sich sehr klar an. Am Ende des Tages war es auch ein sehr hartumkämpftes Spiel - und in der Höhe vielleicht auch ein Tor zu hoch.”
die Achterbahn-Löwen: “Inkonstanz ist auf jeden Fall ein Thema, was wir auch intern diskutieren. Für uns ist es wichtig, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickeln. Ich glaube, es ist einfach ein Thema der Dritten Liga. Es sind lauter 50:50-Games. Jeder kann jeden schlagen. Es hört sich als Floskel an, man kann keine Ergebnisse prognostizieren. Es ist dann schon schwer, Konstanz in dieser engen Liga reinzubekommen. Wenn man überlegt, dass zwischen dem Tabellenführer und uns sechs Punkte nach oben und zum Tabellenletzten sieben Punkte sind, dann sieht man, wie eng die Liga ist. Kontinuität reinzubekommen wäre toll, ist aber auch schwer in der Dritten Liga.”
die Angst um die Lizenz: “Ja, es war ein enges und schwieriges Thema. Ich bin sehr dankbar und froh, dass wir die Kühe vom Eis holen konnten. Da steckte viel Arbeit dahinter. Man weiß ja, dass ich Sport-Geschäftsführer bin, aber vor ein paar Monaten beides übernommen habe. Dass wir das so gut hinbekommen haben, hängt auch damit zusammen, dass mich im Hintergrund Leute unterstützt haben, dass beide Gesellschafter sehr lösungsorientiert gearbeitet haben. Ich möchte die Bühne benutzen und mich bei unserem Vize-Präsidenten Karl-Christian Bay bedanken, der einen tollen Job gemacht und mich extrem unterstützt hat. Das alles hat mir schon ein paar schlaflose Nächte bereitet. Ich spüre eine extreme Verantwortung für diesen Verein. Das hat mich sehr beschäftigt. Ich bin aber jetzt froh, dass die nächsten anderthalb Jahre durchfinanziert sind.”
seine Rolle als Prellbock zwischen den Gesellschaftern: “Das ist so ein bisschen das Kernproblem bei Sechzig. Das unruhige Umfeld existiert, das kann man auch nicht wegreden. Aber ich muss auch immer wieder betonen, dass beide Gesellschafter mit mir sehr wertschätzend in allen Situationen umgegangen sind und ich verspüre hier absolutes Vertrauen. Es wird im Hintergrund immer sehr lösungsorientiert gearbeitet und dass man zum Wohle von Sechzig versucht, immer das Beste hinzubekommen. Es kommt dann nicht an, es wird dann immer sehr gern über die negativen Sachen berichtet. Das Positive geht dann unter. Es ist nicht einfach, dass man sich von den Strömungen löst. Lösungsorientiert zusammen zu arbeiten, muss der Weg in die Zukunft sein. Das ist der einzige Weg für Sechzig, der erfolgsversprechend sein kann: Gemeinsam produktiv zusammen zu arbeiten und wertschätzend miteinander umzugehen.”
die toxische Beziehung in Giesing und die Wahrheit über Mehrheitsgesellschafter Ismaik: “Hört sich sehr negativ an - das ist sie definitiv nicht. Das Konstrukt ist mit Sicherheit kein Einfaches. Aber ich kann auch immer wieder nur sagen, den guten Umgang spüre ich täglich. Ich kann nichts anderes sagen, außer, dass die Zusammenarbeit in der Öffentlichkeit anders wirkt. Ich spüre sehr viel produktive Zusammenarbeit - und das muss der Weg in die Zukunft sein.”
die Pläne von Ismaik: “Mir steht es gar nicht zu, über die einzelnen Gesellschafter zu sprechen. Ismaik betrachtet das realistisch, er will einfach nur sportlichen Erfolg. Und das steht ihm auch zu. Das möchten alle Beteiligten im Boot. Beide Gesellschafter möchten sportlichen Erfolg - und ich bin dafür verantwortlich, dass man schnellstmöglich Erfolgsgeschichten produziert.”
Thomas Wagner grätscht in die Ausführungen von Werner: “Diese Medienschelte, die es immer von Vereinen gibt, wenn ein bisschen Unruhe da ist…da möchte ich mich zum Anwalt der Kollegen aufschwingen. Wir sind nicht schuld, wenn Vereine keine gute Öffentlichkeitsarbeit haben. Deshalb einmal konkret gefragt: Weg von allen Dingen, was der eine oder andere will: Findest Du, dass es den Höflichkeitsfloskeln entspricht, wie teilweise Gruppierungen oder Personen miteinander umgehen oder gibt es Verbesserungspotential?”
Dazu Werner: “Das ist genau der Punkt, den ich auch rüberbringen wollte. Mir gefällt der Umgang untereinander überhaupt nicht. Es gehört sich, dass man mit Respekt miteinander umgeht. Das ist auch meine Art, wie ich mit Menschen umgehe. Ich möchte mit allen Menschen in meinem Umfeld respektvoll umgehen - und ich erwarte, dass man mit den Leuten, die sich in so eine Situation bringen, respektvoll umgeht. Und das nehme ich wahr, dass es nicht der Fall ist. Das ist nicht nur ein Problem von 1860 München. Wenn ich mir die Kommentare nach einer Niederlage von Schalke 04 anschaue, wenn ich mir die Kommentare bei 1860 oder dem HSV anschaue, dann ist es ein gesellschaftliches Problem. Ich will es nicht zu groß machen. Ich sehe ein Problem - und bei 1860 ist es nicht von der Hand zu weisen. Das ist ein Thema, das mir im Magen liegt. Da habe ich riesen Probleme und Baustellen, weil das nicht meine Art ist, mit Menschen umzugehen. Ich würde mir wünschen, dass wir alle - und das inkludiert logischerweise auch die Medien - darauf Acht geben, dass man mit den Leuten, die im Feuer sind, respektvoll umgeht… Leute in meinem Umfeld sagen immer, ich darf keine Kommentare lesen - da gebe ich ihnen auch recht. Ich habe mir mal Kommentare nach Niederlagen angeschaut: Das ist teilweise erschreckend. Es geht nicht um meine Person. In so einer verantwortungsvollen Position muss man auch ein dickes Fell haben. Es geht um andere Menschen, die das zum Teil ehrenamtlich machen oder die auch viel Geld reinstecken, wie mit denen in der Öffentlichkeit umgegangen wird, das ist für mich nicht akzeptabel. So sollte man mit Menschen nicht umgehen.”