VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Suche nach einem Nachfolger für den glück- und erfolglosen Agis Giannikis im Januar 2025 war gar nicht so einfach für Geschäftsführer Dr. Christian Werner, als er wusste: Es braucht einen Retter, um die Löwen vor dem erstmaligen sportlichen Absturz in die Viertklassigkeit zu verwahren. Einen weiteren Flop konnte sich Werner nicht leisten. Das Problem: Der Markt gab in diesem Moment nicht den typischen Feuerwehrmann her - mit Drittliga-Methusalem Pavel Dotchev hatte sich Werner unter anderem beschäftigt, die Wahl fiel aber letztlich auf den vereinslosen Patrick Glöckner, der mehr als zwei Jahre ohne Engagement war.

Glöckner wurde seinerzeit von db24 nicht als A-Lösung eingestuft, aber als Vernunftslösung - und wenn man auf die Quote des früheren Zweitliga-Profis von Eintracht Frankfurt betrachtet, hat er die Erwartungen bislang mehr als erfüllt: Aus den ersten 12 Drittliga-Partien holte Glöckner starke 1,75 Punkte pro Spiel im Schnitt - angesichts der schweren Ausgangsposition ist dies eine große Leistung. Denn als Glöckner die Mannschaft übernahm, unmittelbar nach dem desaströsen 0:4 in Saarbrücken, lag der Drittliga-Dino mental und sportlich am Boden. Die Situation war seinerzeit brenzlig. Jetzt sagt Patrick Glöckner, der über die letzten Wochen: “Wir sind insgesamt im Verein eine komplette Einheit. Das ist das Schöne, und auch, dass wir jetzt das vierte Heimspiel in Folge gewinnen. Die Fans, man sieht, was sie hier leisten, der Verein, Christian (Werner, d. Red.), die Spieler, der ganze Staff und alle, die dazugehören: Von der Wäschefrau über den Zeugwart. Es macht einfach Spaß, jedem hier zu begegnen.”

Es spricht auch für Geschäftsführer Dr. Christian Werner, dass er nicht nur Glöckner holte, sondern auch die Defizite im Löwen-Team erkannte und dieses korrigierte: Es fehlte Persönlichkeit, Zweikampfverhalten und Schnelligkeit. Mit den Wintertransfers Andy Lucoqui, Dickson Abiama und Philipp Maier bekam der Kader noch einmal einen wichtigen Qualitätsbooster. Thore Jacobsen findet: “Unser Spiel hat sich verändert.” Und zwar in eine positive Richtung, die neuerdings auch Attraktivität verspricht.

Das Ergebnis: Nach dem souveränen 2:0-Heimerfolg über Sandhausen naht als aktueller Tabellenneunter die finale Rettung in der Dritten Liga - der Marathon in München-Giesing geht auf die Schlussrunde. Schon am Sonntag in Mannheim (13.30 Uhr, db24-Ticker) können die letzten Zweifel zur Seite geschoben werden.

Warum läuft’s unter Glöckner, der dem TSV 1860 eine gewisse Frische und auch Ausstrahlung verleiht, plötzlich so gut? Stellvertretend für die Mannschaft erklärte Ersatz-Kapitän Thore Jacobsen am Mittwochaabend nach dem Schlusspfiff auf db24-Nachfrage: “Ich denke, die Gier ist zurück” Die Gier, die Glöckner als Mensch und Typ verkörpert - und wenn man die Bilder nach dem Schlusspfiff im Mittelkreis sah, wie sich der Trainer und Geschäftsführer herzten, ist davon auszugehen, dass diese Zusammenarbeit in der neuen Saison eine Fortsetzung findet.