Milchraum: "Es will keiner schuld sein, dass andere ihren Job verlieren"
- Oliver Griss
- 12.05.2015 11:41
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VON OLIVER GRISS
Die Löwen vor dem FINALE gegen den 1. FC Nürnberg (Sonntag, 15.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker): Der Fröhling-Elf hilft eigentlich nur ein Sieg. Eine Situation, die der Altmeister von 1966 schon einmal erlebt hat: Im Jahr 2006. Die Löwen brauchten einen Sieg im letzten Heimspiel gegen Saarbrücken - und die Löwen gewannen 1:0. Torschütze damals? Patrick Milchraum. Wir haben uns mit dem ehemaligen U21-Nationalspieler unterhalten:
dieblaue24: Servus Patrick Milchraum: Sie können sich vorstellen, warum wir anrufen?
PATRICK MILCHRAUM (31): Na, klar: Ich hatte heute schon zwei Anrufe von Reportern aus München: Die AZ und der Münchner Merkur haben sich gemeldet. Es geht wohl um Sechzig und mein Glückstor (lacht).
Genau: Am 7. Mai 2006 sicherten Sie mit ihrem frühen 1:0-Siegtreffer den Klassenerhalt der Löwen.
Das bleibt unvergessen. 60.000 Fans in der Allianz Arena, Zittern bis zum Schluss auf den Rängen - und Yiayi Shao hat mich später auf Schultern durchs Stadion getragen. Danach haben wir ein paar Bierchen getrunken und sind später in die Stadt weitergezogen. Momente, für die man Fußball spielt.
Schildern Sie mal die Sekunden bis zu Ihrem Tor?
(überlegt kurz): Matthias Lehmann spielt mir den Ball in die Tiefe und habe dann nicht lange gefackelt und abgezogen. Ich hatte ja einen ganz ordentlichen Schuss - und es dauerte nicht lange, bis das ganze Stadion tobte. Das war wie in Trance. Ein schöner Moment, weil wir natürlich auch wussten: Gewinnen wir nicht, wird es ganz eng für einige Mitarbeiter. Und natürlich will keiner schuld sein, dass andere ihren Job verlieren.
Die Mannschaft war damals bespickt mit großen Namen: Agostino, Cerny, Costa, Baier, Schäfer, Johnson, Hoffman oder Lehmann. Warum musste 1860 trotzdem bis zum Schluss zittern?
Das weiß ich bis heute nicht. Wir waren ja mit ganz anderen Erwartungen in die Saison gegangen: Der Aufstieg war das Ziel - und wir hatten ja auch eine gute Truppe, aber kaum ein Spiel daheim gewonnen. Und plötzlich stehst du mit dem Rücken zur Wand. Zum Glück ist damals alles gut gegangen.
Was ist eigentlich aus Ihrer Karriere geworden?
Ich spiele bei den Stuttgarter Kickers - oder falsch gesagt: Ich trainiere bei der zweiten Mannschaft der Kickers. Ich werde nach dieser Saison meine Karriere beenden. Dieser Entschluss steht fest.
Mit 30 Jahren machen Sie Schluss?
Ja. Ich werde irgendwas anderes machen - Fußball ist dann jedenfalls nur noch ein Hobby.