Weckruf aus Spanien
- Oliver Griss
- 04.01.2015 16:25
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VON OLIVER GRISS
Freilich, das bemerkenswerte Wachrüttel-Interview, das Löwen-Profi [sanchez] fernab der Grünwalder Straße in seinem Heimat-Urlaub zwischen Weihnachten und Silvester gegeben hatte, wurde nicht von der Presseabteilung des TSV 1860 autorisiert. Und das ist vielleicht auch ganz gut so, denn so kam das an die Öffentlichkeit, was sich viele im Löwen-Umfeld längst denken: Es läuft einiges verkehrt beim Traditionsklub aus Giesing, was sich auch im Tabellenplatz widerspiegelt: Platz 15 in der Zweiten Liga. Insbesondere der Trainingsarbeit - das A und O im Fußball - stellt Ilie kein gutes Zeugnis aus. Und der 24-jährige Katalane sollte eigentlich wissen, wie’s funktioniert. Schließlich ist Sanchez einst beim FC Barcelona ausgebildet worden und hatte u.a. auch Pep Guardiola als Trainer.
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Was bei 1860 auf dem und neben dem Platz passiert, ist für Sanchez offenbar ein kleiner Kulturschock. ”Mir ist klar, dass es nötig ist, einige Dinge zu verändern oder von anderen zu kopieren, die erfolgreich sind, um uns zu verbessern. Das betrifft das Training, die Trainingszeiten, die Ernährung, die Konzentration. Das taktische System betrifft es nicht, denn das spielt keine Rolle”, so Sanchez gegenüber “vavel.com”, “aber es betrifft die Ideen, dass der Trainer in der Lage wäre, uns allen ein paar klare Vorstellungen zu vermitteln. Dass wir gemeinsam in die gleiche Richtung gehen und diese Ideen trainieren, so gut wir es können. Dass wir einen festen Zeitplan aufstellen, dass es eine Koordination gibt zwischen Fitnesstrainer, Cheftrainer, Spielern und Sportdirektor beim Festlegen des gesamten Ablaufs und jeder seine Rolle erfüllt.” Hat 1860 den falschen (Match)-Plan?
Dass ausgerechnet der Spanier Sanchez, der in der Vorrunde selbst deutlich hinter den Erwartungen geblieben ist, den Finger in die Wunde legt, verwundert zwar ein wenig, zeigt aber auch: Das Mittelfeld-Talent will nicht mehr so weitermachen wie in 2014 - und mit seinem öffentlichen Denkanstoß die Löwen auf die richtige Spur bringen. Doch wie wird Sanchez’ Vorpreschen an der Grünwalder Straße eingestuft? Einerseits untergräbt er mit seinem Interview die Autorität des Trainerteams, andererseits beweist Sanchez Leaderqualitäten.
Gerhard Poschner ist nach Sanchez’ Vorstoß nun gefragt: Ab dem 8. Januar muss der Sport-Geschäftsführer genau in die Mannschaft reinhören, schließlich steht in den nächsten Monaten die Zukunft des Klubs auf dem Spiel. Für Sanchez selbst kann man nur hoffen, dass sein berechtiges und notwendiges Interview zum Trainingsbetrieb kein Nachspiel haben wird, sondern sich alle Protagonisten hinterfragen, ob sie tatsächlich das beste für Münchens große Liebe herausholen.
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