VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Robert Reisinger (59) macht nicht den Eindruck, dass es ein Fehler war, seinen Geschäftsführer Marc Pfeifer in aller Öffentlichkeit zu kritisieren. Im Gegenteil: Er wiederholt seine Kritik im Fan-Portal “Löwenmagazin” zu aus seiner Sicht mangelhaften Personal-Rekrutierung in der Sportchef-Frage: “Ich konnte mich mit meiner Haltung, dazu zunächst einen kompetenten Sport-Geschäftsführer als nahtlose Nachfolge für Günther Gorenzel zu engagieren, bekanntlich nicht durchsetzen.” Was zunächst aber auch mit dem eigenen Präsidium zu tun hat. Es soll anfangs keine Mehrheit für Reisingers Wunschkandidat Horst Heldt gegeben haben.

Königsberg, Walch, Seeböck & Co.: Hat der Verwaltungsrat noch Dein Vertrauen?

Umfrage endete am 01.12.2023 19:00 Uhr
Nein!
90% (2520)
Ja!
10% (279)

Teilnehmer: 2799

Warum wurde Pfeifer aber überhaupt losgeschickt, einen Kandidaten auf Sportchef-Ebene zu casten, wenn Reisinger einen Geschäftsführer Sport wollte?

Reisinger weiter: “Sowohl die Geschäftsführung wie die Vertreter unseres Mitgesellschafters wollten die Entscheidung über die sportliche Leitung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.” Was nicht richtig ist: Geschäftsführer Pfeifer hat nach dem Gorenzel-Aus sofort die Gespräche mit Kandidaten aufgenommen. Bestätigt hat dies auch übrigens der frühere 1860-Kapitän Benny Lauth in einem “BILD”-Interview, in dem er darüber sprach, wie sich Pfeifer im Sommer um ihn bemüht hätte. Das Angebot würde aber mit seiner Lebensplanung nicht überein passen.

Reisinger betont aber auch: “Wir mischen uns als Vereinspräsidium nicht in das Alltagsgeschäft der KGaA ein. Der Profifußball bei den Löwen spielt sich außerhalb der unmittelbaren Zuständigkeit des gemeinnützigen Vereins ab, wird von Fachleuten gesteuert und folgt seinen eigenen wirtschaftlichen Regeln. Das finde ich auch völlig richtig so.” Ob das bei 1860 jeder so sieht?

Braucht 1860 eine neue politische Ausrichtung?

Umfrage endete am 30.11.2023 09:00 Uhr
Ja, so darf es nicht mehr weitergehen!
90% (3888)
Nein, ich bin mit dem Reisinger-Kurs zufrieden!
10% (419)

Teilnehmer: 4307

Reisinger spricht auch darüber, dass sich die Etat-Politik in der KGaA ändern müsse. Bekanntlich hatte man im Sommer zunächst nur 4,5 Millionen Euro zur Verfügung. Erst als die erwartenden Dauerkarten-Zahlen deutlich übertroffen wurden, konnte noch einmal eine Million Euro freigegeben werden. Pfeifer hatte sich strikt an die Reisinger-Vorgabe (“Wir geben nicht mehr Geld aus, als wir einnehmen”) gehalten. Jetzt aber sagt der Ober-Löwe gegenüber dem Fanportal: “Im Hinblick auf das kommende Geschäftsjahr bin ich optimistisch, dass mit einem festen verlässlichen Etat für den Sport kalkuliert werden kann und nicht mehr wie bisher auf scheibchenweise Erhöhungen gehofft werden muss. Denn das ist einer vernünftigen Planung selbsterklärend nicht zuträglich.” Vom Vorteil könnte dann sein, dass die Ablösesumme von U21-Nationalspieler Leandro Morgalla an Red Bull Salzburg hierzu verwendet werden kann. Bislang ist eine Million Euro aus der Mozartstadt geflossen.

Was Reisinger auch festhalten will: “Im Aufsichtsrat der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA verfügt unser Mitgesellschafter über die Stimmenmehrheit. Die Stimme des Vorsitzenden Stimoniaris zählt bei einer Pattsituation doppelt.”

Auch dafür, dass sich der Turnhallen-Bau und die Sanierung der Fußballplätze für die NLZ-Mannschaften bislang nicht verwirklichen konnten, sucht Reisinger mit 1860-Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik einen Schuldigen: “Rational ist das nur schwer zu erklären. Ich vermute dahinter eher ein psychologisches Motiv. Es würden schließlich keine Grundstücke übereignet, sondern nur ein Nutzungsrecht geteilt. Unser Mitgesellschafter glaubt, dadurch würde ihm etwas weggenommen, von dem er annimmt, dass es ihm zu 60 Prozent gehört und seine Anteile durch an Wert verlieren.”