VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Wer Dr. Christian Werner beim 1:3 gegen Viktoria Köln beobachtet hat, konnte die Ohnmacht regelrecht spüren: Der 1860-Geschäftsführer war fassungslos, dass seine von ihm mit Hilfe von KI zusammengestellte Mannschaft nach der dritten Pleite in Folge (noch) nicht performt - und das trotz weiterer Korrekturen am System.

Unterm Strich steht der schlechteste Löwen-Saisonstart seit 16 Jahren. Neuzugang Thore Jacobsen war ehrlich: “Irgendwann ist es auch kein Pech mehr, dass der Gegner die Tore macht und wir nicht.” Diese Worte ehren einen Mann, der trotz Zweitliga-Erfahrung noch nicht an seine Elversberg-Form herankommt.

Woran liegt’s? Bei 1860 passen die einzelnen Puzzleteile noch nicht zusammen: Die Vorbereitung konnte nicht wirklich genutzt werden, um die Wunschelf zusammen spielen zu lassen. Es wurde zu oft gewechselt - und auch die Vorbereitung, u.a. das Trainingslager in Windischgarsten, war soft wie lange nicht.

Am Tag nach der vierten Heimpleite in Folge (saisonübergreifend) schaltete Dr. Werner schon wieder in den Hoffnungsmodus. Nachdem er am Trainingsgelände jeden einzelnen Fan per Handschlag begrüßte und sich auch kritischen Fragen der Kiebitze stellte, sagte er gegenüber der “AZ”: “Wir sind uns bewusst, dass es eine schwere Situation ist. Ich bin überzeugt, dass man mit guter inhaltlicher Arbeit da rauskommen wird. Da habe ich Vertrauen in alle Beteiligten.” Auch in den Trainer Agis Giannikis, dessen Beurlaubung kein Thema ist und er demnach beim Derby in Ingolstadt (Samstag, 14.03 Uhr, db24-Ticker) auf der Bank sitzen wird.

Werner weiter: “Ich werde nicht anfangen, mich mit der Unruhe, die seit Beginn der Vorbereitung in den Klub hineingetragen wird, anstecken lassen.” Wie wär’s vergleichsweise mal mit Selbstreflexion? Die Geschäftsführung war es, die im April bei der Biss-Präsentation große Töne gespuckt hat und sogar davon sprach, dass der Löwe bis 2029 die Nummer 2 in Bayern sein soll.

Dass die Fans die Angst umtreibt, kann Werner zwar verstehen, sagt aber: “Wir haben noch 35 Spieltage vor uns. Am dritten Spieltag ist noch keine Mannschaft abgestiegen. Es gibt unzählige Beispiele von Mannschaften, die nicht gut gestartet sind und am Ende erfolgreich waren, wenn man an sie geglaubt hat.”

Es gibt aber auch genügend Beispiele von Vereinen, die gleich zum Saisonanfang im Keller klebten und am Ende abgestiegen sind. Beispiele gefällig? Duisburg und Freiburg II standen in der Vorsaison nach dem dritten Spieltag jeweils auf einem Abstiegsplatz, konnten sich davon nicht mehr erholen und stiegen am 38. Spieltag ab. Werner: “Wir haben nach wie vor die Überzeugung von jedem einzelnen Spieler. Wir werden die Mannschaft schnellstmöglich und gezielt auf das Leistungsniveau bringen, das in diesem Kader steckt.” Beweistermin: Am Wochenende in Ingolstadt.